2. Tag (Spiegelzelt), Haldern Pop Festival, 13.08.10


Konzert: 2. Tag des Haldern Pop Festivals (Spiegelzelt)

Ort: Spiegeltent Rees-Haldern

Datum: 13.08.2010
Zuschauer: grundsätzlich immer ziemlich viele

Konzertdauer: In der Regel pro Band 45 Minuten



Zu Wendy McNeill waren wir extra pünktlich um 15 Uhr im Spiegelzelt erschienen, weil ich von einem früheren Festivalauftritt im französischen Evreux 2007 her wußte, daß die in Schweden lebende Kanadierin ein Leckberbissen ist.


Ihre Paradedisziplin ist das Akkordeon, aber zunächst begann die schwarz gefärbte, leicht gothisch angehauchte Folksängerin auf der Akustikgitarre. Sie machte sowohl an diesem Instrument als auch auf ihrem geliebten Schifferklavier eine tolle Figur und dies im wahrsten Sinne des Wortes, denn ihr Kleid war sehr hübsch, die Schuhe hochhackig und die Beine tadellos epiliert. Eine unglaublich sympathische und warmherzige Künstlerin präsentierte sich dem Halderner Publikum, lobte den "good vibe" der in dem schönen Zelt herrsche und wunderte sich fast darüber, daß so viele Leute da waren: "Hey, did you look outside? The sun is shining. What are you doing here?" Die anwesenden Gäste hatten allerdings recht auf den Sonnenschein zu pfeifen und stattdessen Wendy und ihrem schwedischen Kontrabassisten zuzuhören. Zu betörend der manchmal an Kate Bush erinnernde Gesang, zu charismatisch die Erscheinung von McNeil und zu fragil-melancholisch die jazzig gefärbten Kabaret-Popnummern, die gespielt wurden.

In der Mitte des Sets gesellte sich sogar noch Ola, der Drummer von Loney, Dear, mit hinzu und verlieh dem Set noch etwas mehr Bums.

Das Konzert gefiel den Haldernern so gut, daß es noch zu einer Zugabe - einer Seltenheit im Spigelzelt, kam. Wendy McNeill hat an jenem Freitag den 13. sicherlich alles andere als Pech gehabt und dürfte einige neue Fans hinzugewonnen haben.

Setlist Wendy McNeill, Haldern Pop Festival 2010:

01: Crossing Hearts
02: Such A Common Bird
03: Ask Me No Questions
04: Stop
05: Beyond All Reason
06: Building A Castle
07: Black Angus
08: Flick Of The Wrist
09: Black/White

10: Lion & Lambs

Gegen 17 Uhr 15 war die große Stunde von Fyfe Dangerfield, dem Sänger der Guillemots auf Solopfaden, gekommen. Ganz elegant präsentierte er sich dem Halderner Publikum. Schicker Anzug, weißes Hemd, Krawatte und dazu rötlich-braune Schuhe. Keine Frage, ein Ästhet! Auch sein Gitarrenspiel (zunnächst auf der Elektrischen, später der Akustischen) war grazil und hochfein, aber es gab wie immer bei ihm ein Problem: Nach zwei bis drei Liedern (u.a Faster Than The Setting Sun) war mir der Zuckergehalt entschieden zu hoch! Seine Songs waren derart schmalzig, daß er sich damit seine lang gewordenen Haare hätte zurückkämmen können. Möglich, daß ein paar Weiber auf solche Softies stehen (und stimmlich ist er ja auch wirklich gut), aber wenn sich der schlanke Kerl hinters Piano setzte, hatte ich das Gefühl einem jungen Elton John zuzuhören. Oder Billy Joel, den er allen Ernstes coverte (Just Like A Woman) und damit wertvolle Einblicke in seinen (zweifelhaften) Musikgeschmack lieferte.

Gut, daß das Line-up durch zwei hübsche Streicherinnen komplettiert wurde, die zwar nicht oft zum Einsatz kamen, aber schöne Beine hatten. Unschwer zu erraten, daß ich dauernd in ihre Richtung glotzte und geschätzte 800 Fotos von ihnen schoß. Fyfe performte unterdessen mit dem Made Up Lovesong # 43 den besten Titel seines Konzertes. Zu dumm nur, daß dieser von den Guillemots stammt und kein anderes Solostück von Fyfe an die Qualität dieses alten Hits rankam.

Als die letzte Note verklungen war, hatte ich nur ein Bedürfnis: saulaut Metallica oder Slayer hören, um nicht gänzlich zu verweichlichen!

Um 20 vor 9 war ich dann erneut im Spiegeltent zugegen. Nun spielten hier Post War Years. Nach ein paar mathrockig klingenden Tönen, war ich zunächst neugierig, merkte aber spätestens nach dem zweiten Lied, daß mir die Musik der flippigen Typen überhaupt nicht zusagte. ich trat die Flucht an und kam erst zu Espen & The Witch wieder, die deutlich mehr meinem musikalischen Beuteschema entsprachen. Düstere Klänge, Elemente des Shoegaze und des Dreampops und eine Sängerin mit einer aufregenden Stimme. Schade, daß man die Akteure wegen des dunklen Schummerlichts kaum erkennen konnte, aber das machte nichts, denn ich hatte eine Band für mich entdeckt, mit der ich mich in Zukunft einmal näher beschäftigen werde.

Das Programm ging im Spiegelzelt noch munter weiter und endete erst gegen halb vier! Soviel Kraft hatte ich aber nicht mehr,obwohl ich nur allzugern Thus:Olws und Junip, das Projekt von José Gonzalez, gesehen hätte. Aber ich nun einmal ein alter Rockopa und brauchte noch Saft für den letzten Festivaltag in Haldern.


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