Wie Daniel Schuhmacher in Köln die Ungläubigen bekehrte...

DER GASTBLOG


Heute von:  Milli     Fotos: honestgirl


Hallo, ich bin Milli, und ich bekenne: Ich bin kein Daniel-Schuhmacher-Fan. Ich besuche dieses Konzert heute Abend nur, um diesen Blog schreiben zu können. Ich habe die Hauptperson des Abends seit dem DSDS-Finale weder gesehen noch gehört noch bewusst wahrgenommen. Ich habe mir zur Vorbereitung auf das Konzert einmal „The Album“ reingezogen – und es – höflich ausgedrückt – nicht gut gefunden.

Ich betrete das altehrwürdige E-Werk in Mühlheim, als MARS gerade seinen letzten Song zu Ende singt. Wer ist eigentlich dieser MARS? Egal. Ich bin wegen Daniel Schuhmacher hier. Ich sehe mich um: Mütter mit ihren Töchtern, leicht genervte Väter in Schal und Mütze mit ihren Kiddies, viele Teenies, natürlich; vereinzelte Männer, erstaunlich viele Frauen zwischen 25 und 50. Ich habe selten bis noch nie ein so gemischtes Publikum bei einem Pop-Konzert gesehen. Die erste Überraschung. Ich hatte mit einem Teenie-Anteil von 95 % gerechnet.

„Wir wolln den Daniel sehn“-Chöre. Ein Typ kommt auf die Bühne gesprungen und kündigt den bevorstehenden Videodreh an. Die Band baut sich auf. Es wird dunkel, und die Band beginnt zu spielen, eine Ouvertüre, ein Medley aus verschiedenen Album-Stücken. Dem Mann in meiner Begleitung entfleucht ein erstes „Wie geil ist das denn?“



Tja, und dann springt ein großer schlanker Junge auf die Bühne, greift sich das Mikro, knappe Ansage und - er hat mich sofort. Schwer zu beschreiben… Wie gesagt, ich hab ihn in Erinnerung, so wie er in den DSDS-Shows rüberkam: Geschniegelt, ein bisschen schüchtern; okay, bildhübsch und große Stimme, aber eben auch leicht gehemmt und manchmal sogar traurig.

Und wer ist das da? Rasierte Schläfen, das Blondhaar in der Mitte zu einem sanften Irokesen hochgestylt. Ramones-Shirt mit Jackett drüber, baggy Jeans, freches Grinsen, geschmeidiger Gang, Frische, Drive, Anmut. Erwische mich selbst mit heruntergeklappter Kinnlade.

Es folgt der Videodreh zur neuen Single „If it’s love“. Die Fans recken Dutzende selbstgemalter Schilder in die Luft, während der Kamera-Arm über die Menge schwenkt. Daniel performt lässig, unaufgeregt, präzise. Die Stimme überwältigt einen ganz einfach. Dann ein ganz neuer Song, noch niemand hat ihn gehört bis jetzt: „A million miles“. Gigantisch. Mein männlicher Begleiter kann das nächste „Wie geil ist das denn?“ nicht bei sich behalten. „A million miles“ hätte Radio-Airplay-GARANTIE, wenn in Daniel Schuhmachers Fall alles mit rechten Dingen zuginge.



Der blonde Überflieger da oben auf der Bühne streift seine Jacke ab; wildes Gekreische, und ich kanns mehr als verstehn. Erwische mich später am Abend selber bei leichten Quietschern. Es geht weiter mit „I love your smile“, einer der besseren Songs auf dem Album und heute Abend ein Glanzstück, sexy. Die Fans recken selbstgebastelte Smilies in die Luft. Noch eine neue Erfahrung: Ich habe selten auf einem Konzert ein so gut abgestimmtes und vorbereitetes Publikum erlebt.

Beim Thema Publikum gibt’s allerdings Abzüge in der B-Note: Die Teenies nötigen Daniel zu einem „Sommerhit“ (Insider ???), auf den er sichtlich keinen Bock hat, aber da die Mädels keine Ruhe geben, lässt er sich zum Schluss des Abends zum „Pünktchen Pünktchen Pünktchen - Sommerhit“ (O-Ton Daniel) hinreißen und schaffts sogar noch dazu zu lächeln. Bei „It‘ s a lonely night“, dem intimsten und einem der wundervollsten Momente des Abends, nur Daniels Stimme mit Klavierbegleitung, wird in den hinteren Reihen rücksichtslos gequatscht. Am Rande hört man von einer Prügelei um ein Handtuch, das Daniel in die Menge geworfen hat. Das sind Augenblicke, in denen man den vereinzelt respektlosen Zuhörern eine knallen möchte und einfach nur hofft, dass der Großteil des Publikums den Musiker Daniel Schuhmacher genauso interessant findet wie das Sexsymbol. 





Denn er IST als Musiker hochinteressant. Mir ist noch kein Sänger untergekommen - und ich kenne einige - der zwei Stunden lang sein Talent mit soviel Kraft, Gefühl, Lebensfreude und unbändiger Musikalität zelebriert hat wie Daniel. Und seine Band begleitet ihn dabei kongenial. Hörenswert allein schon, was sie aus den platten Bohlen-Kompositionen herausholt. Beim wundervollen Akkustik-Set bekommt „Anything but love“ durch Akkordeonbegleitung etwas beinahe chanson-haftes, „Please stay tonight“ und „How can I be sure“ wirken durch die fast allein im Raum stehende Stimme plötzlich nicht mehr kitschig, sondern zerbrechlich und herzzerreißend. „Geil, was da aus dem rauskommt“, bemerkt meine männliche Begleitung. „Mann, 22 Jahre! Der Burner…“

Dann die Coversongs: „I do not hook up“ von Kelly Clarkson, „This love“ von The Veronicas (absoluter Charme-Overkill!) , „Battlefield“ von Jordin Sparks (geballte Fäuste stehen ihm gut!) – brillante Songauswahl, brillant gesungen. “Sweet Dreams”, unglaublich kraftvoll und betörend performt. Daniel zerrt an seinem Shirt, als wollte er sichs vom Leib reißen. Why not? Einer der absoluten Höhepunkte dieses Abends, ebenso „Ain’t no sunshine“, ein Song, der ihm schon bei DSDS hervorragend stand; an diesem Abend klingts noch dreckiger. „Here comes the rain again“: Daniel bewegt sich in slow motion über die Bühne wie ein Panther, biegsam wie ein Tänzer, mein Begleiter nennt ihn „coole Sau“. Zum Schluss ein Battle "Männer gegen Frauen" beim absolut genial gecoverten „Use somebody“ der Kings of Leon. Meine Lieblingsband. Und scheiße, ja: An diesem Abend ist Daniels Version die geilere.

So viele Adjektive gehen mir gerade durch den Kopf: Authentisch. Lässig. Selbstbewusst. Originell. Aufregend. Unverbraucht. Fesselnd. „Dich kriegt er auch“, wurde mir vor dem Konzert prophezeit. Okay, Daniel Schuhmacher hat ein neues Opfer. Nein, zwei. O-Ton mein Begleiter: „Star. Auf jeden Fall. Megastar!“






Tidak ada komentar:

Posting Komentar