The Like, Köln,19.10.10


Konzert: The Like (& Menagerie)
Ort: Gebäude 9, Köln
Datum: 19.10.2010
Zuschauer: vielleicht 80
Dauer: The Like gut 40 min, Menagerie gut 30 min


Zum ersten Mal spielten heute abend The Like aus Los Angeles in Köln. Die stylishe Band existiert zwar bereits seit 2001, hat aber bislang nur zwei Festivals in Deutschland gespielt.

Ich habe The Like (wohl) 2006 schon einmal gesehen, hatte das aber ehrlich gesagt bis eben vergessen. Dabei ist der fröhliche 60's Sound der Amerikanerinnen einprägsam und nichts, was man verdrängen sollte.

Wir waren früh da. Eigentlich hatte ich erst zu The Like da sein wollen, ein lustloser
Routine-Klick auf die myspace-Seite der angekündigten Vorgruppe Menagerie aus Köln änderte das Vorhaben allerdings. Die Lieder, die da zu hören sind, gefielen mir nämlich auf Anhieb ganz hervorragend.

Als wir dann um neun mit wenigen anderen im Saal standen, war der gute erste (Internet-) Eindruck sofort weg. Eines der Bandmitglieder kam nämlich schon klatschend auf die Bühne. Noch nicht angefangen und schon die erste große Geste der Vorgruppe, das konnte nur schiefgehen. Auch der musikalische Anfang war alles andere als perfekt. Das prägende Merkmal der Songfetzen, die ich bei myspace gehört hatte, ging nämlich zunächst vollkommen unter: der gemeinsame Gesang der
Geschwister Eva (Keyboard) und Nils (Gitarre). Man hörte nur Nils, Eva war viel zu leise geregelt. Die Stimme des Gitarristen ist fabelhaft, keine Frage, aber der besondere Pfiff der Stücke ist eben das Zusammenspiel beider.

Glücklicherweise fiel das auch dem Soundmann auf, denn irgendwann hörte man auch die Keyboarderin, und das Konzert wurde blendend. Ich weiß nicht, wie lange die vier Musiker schon Musik machen, einen Plattenvertrag haben sie jedenfalls nicht, ihre Lieder klingen aber sehr professionell, sind viel zu komplex für
Newcomer und begeisterten mich enorm. Es würde mich sehr wundern, wenn Menagerie lange ohne Plattenvertrag blieben.

Neben der Musik war eine Szene besonders toll. Gitarrist Nils Bardo brauchte in einer Pause ewig, seine Gitarre zu stimmen. Seine Band fing an, sich zu langweilen, Eva gähnte und sagte, sie sei müde, Schlagzeuger Mitch zählte immer wieder an, bohrte mit dem Drumstick in der Nase... und es dauerte trotzdem ewig! Herrlicher war nur noch, der Keyboarderin dabei zuzusehen, wie sie energisch und barfuß auf den Boden stampfte, während sie ein besonders schmissiges Lied spielte.

Ich kann noch nicht sagen, was meine Lieblingslieder waren, das ist auch egal, weil mich Menagerie mit ihren komplexen aber eingängigen Melodien und dem hervorragenden Gesang restlos überzeugten!

Setlist Menagerie, Gebäude 9, Köln:

01: Well...
02: What I do
03: Under the moon of you
04: Easy love
05: Try to leave
06: White lies
07: As you said
08: Patiently*

Es war deutlich voller als eine Stunde vorher, als The Like schließlich auftraten. Neben den Gründungsmitgliedern Elizabeth Berg (Gitarre, Leadgesang) und Tennessee Thomas (Schlagzeug), die The Like mit 15 gründeten, gehören Laena Geronimo (Bass) und Annie Monroe (Keyboard) zur Band. Wie sich das für LA gehört, spielt das Styling von Bühne, Instrumenten und Musikerinnen eine besonders wichtige Rolle. Alle Instrumente und Verstärker waren so retro, wie man sich das für 60's Bands vorstellt; die Musikerinnen hatten es aber vorgezogen, sich modern zu kleiden, Einheitskleidchen wie bei den Pipettes oder gemeinsamen Vorbildern wie Shangri-Las gab es nicht, stattdessen viel Bein, kurze Röcke und knappe Blusen (zielgruppenorientiert: in der ersten Reihe standen einzelne Männer, erst dahinter tanzende Frauen, dann der Rest). Barfuß wäre sicher keine der Damen aufgetreten.

Das Konzert begann enorm schwungvoll. Der altbekannte 60er Indie-Pop
funktioniert hervorragend, wenn er gut gemacht ist und das ist er bei den Amerikanerinnen. Sicherlich spürt man da die Handschrift ihres aktuellen Produzenten Mark Ronson (Ex-Schwager von Lindsay Lohan) deutlich. Das Set blieb fröhlich und sehr catchy. Die Fröhlichkeit der Lieder unterscheidet The Like auch von den Dum Dum Girls oder den Long Blondes, also sind eher die erwähnten Pipettes mit The Like vergleichbar. Manchmal klang es aber auch nach Blondie.

Auf der Bühne passierte nicht viel, es gibt also auch nicht viel zu erzählen. Ansagen waren eher rar, die Lieder wurde oft unmittelbar nacheinander gespielt. Und so war das Konzert auch recht flott vorbei. Nach
weniger als 40 Minuten waren 13 Lieder gespielt und der Hauptteil durch (In the end war das letzte Stück, auch das sicher sehr bewußt so gewählt.

Mit einem Let's spend the night together Cover als Zugabe endete das Konzert dann endgültig. The Like haben Spaß gemacht, allerdings nicht zuletzt auch deshalb, weil das Konzert knackig-kurz war. Ob ich eine Stunde aufmerksam gewesen wäre, bezweifele ich ein wenig, dafür sind die Stücke zu glatt und fröhlich. Aber der Auftritt war sehr unterhaltsam und darum geht es ja schließlich.**
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** Ganz ehrlich waren aber für mich Menagerie die klaren Stars des Abends. Die Lieder waren besser (wenn auch schwer zu vergleichen), der Auftritt charmanter; ich habe ein gutes und ein sehr gutes Konzert erlebt.

Setlist The Like, Gebäude 9, Köln folgt!

Links:

- The Like, Paris, 15.10.10
- mehr Fotos von The Like aus dem Gebäude 9


* Danke an Eva von Menagerie!


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