Ollie Fury, Paris, 20.10.10


Konzert: Ollie Fury

Ort: Le Pop In, Paris
Datum: 20.10.2010
Zuschauer: volle Hütte, ähem, Keller natürlich!
Konzertdauer: ungefähr 45 Minuten


Beim Absurfen der deutschen Onlinezeitungen (Spiegel.de, Bild.de, Faz.net) hätte man heute fast den Eindruck gewinnen können Paris, ja ganz Frankreich, stünde in Flammen. Von bürgerkriegsähnlichen Zuständen habe ich aber rein gar nichts mitbekommen. Die Franzosen demonstrieren nun einmal gerne und streiken machte ein paar Leuten auch Spaß. Na und? In Frankreich ist man das gewöhnt und stellt sich entsprechend darauf ein. Die Metro lief zumindest reibungslos und da ich auch kein Auto habe, was man anzünden könnte, ging mir die Sache ziemlich am Arsch vorbei. Ich bin egoistisch? Vielleicht. Aber die Gewerkschaftsfuzzis sind genauso egoistisch und denken nur an ihre eigenen Interessen und die ihrer weniger werdenden Mitglieder und nicht an die aller Arbeiter und Angestellten, wie sie immer gerne behaupten. Mal sehen, wie sich diese ganze Sache um die Rentenreform noch weiterentwickelt, nicht auszuschließen, daß hier bald das totale Chaos herrscht. In Sarkos Haut möchte ich jetzt zumindest nicht stecken (eigentlich grundsätzlich nicht), denn es gibt eine Sache zu bedenken, die heute von einem politischen Magazin auf die Titelseite gehoben wurde: Frankreich ist reformunfähig (ist natürlich auch nur so ein Blablabla- Spruch, den man im Hinblick auf Deutschland auch oft lesen muss. Die Mehrheit der Bevölkerung ist gerne zu Reformen bereit, wenn ihr eigener Geldbeutel unangetastet bleibt)

Gut, daß die Künstler und Musiker da flexibler sind. Bei Ollie Fury zum Beispiel hat eine Reform stattgefunden, denn vom solo auftretenden Singer/Songwriter, der sein Geld auf Pariser Brücken performend verdiente, hat er sich zu einem angesagten Folkact gemausert, der inzwischen mit zwei Begleitmusikern auftritt. Eine richtige Folkrockband ist das jetzt und Ollie spielt inzwischen in Läden wie im Espace B oder wie heute im Pop In. In unserem Wohnzimmer hat er sich auch schon aktiv an einer OP Session beteiligt und irgendwie ist das Pop In ja auch so was ähnliches wie mein zweites Wohnzimmer (um mit den Worten Boris Beckers zu sprechen). Gemütlich ist es hier und das Publikum immer international und kultiviert. Immer wenn ich hier aufkreuze, fühle ich mich noch mal ein wenig wie als Student. Damals hatten wir alle noch Träume, glaubten die Welt stünde uns offen und attraktive Frauen und Jobs würden uns einfach so zufliegen. Von diesen Hirngespinsten erzählte auch der aus Toronto stammende Kanadier Danny Gorman, der vor Ollie Fury auftrat. Er sei Musiker und ansonsten Barkeeper, ganz im Gegensatz zu ein paar Studienfreunden, die Karriere und Geld gemacht hätten. Aber das sei ok für ihn und er gönne den anderen auch ihre Kohle, dafür hätten sie eben weniger Freizeit und könnten nicht wie er im Pop In als Musiker spielen.

Irgendwann hatte Danny Gorman aber all seine Lieder und die dazu passenden amüsanten Geschichten erzählt und überließ die kleine Bühne Ollie und seinen beiden Musikern. Mein Namesvetter war enorm fleißig in den letzten Wochen, hat etliche neue Lieder fertiggeschrieben und sogar als Schauspieler für den Film Julien & Claire gearbeitet, in dem man auch Stücke von ihm hören kann. Bei seinem blendenden Aussehen wundert mich das allerdings weniger, er könnte der Sohn von Robert Redford sein und wäre ich ein Weib, würde ich auch auf ihn fliegen! Aber er hat mehr als seinen tollen Body und sein markantes Kinn zu bieten. Seine raue Reibeisenstimme ist nämlich auch ganz einmalig. Wahnsinn, wie er wie ein alter Hase, seine warmen Folksongs ins Mirko raunt! Der Bursche hat ein angeborenes Talent für catchy Melodien und prägnante Refrains und sorgte für prima Stimmung in dem Kellergewölbe. An erster Stelle klatschte seine attraktive Freundin, die gleich neben mir saß (ich Glückspilz!), im Takt mit. Viele schlossen sich ihr an und am Ende bebte der Boden (na ja nicht ganz, aber ihr versteht was ich sagen will). Im Schlußdrittel haute Ollie Fury dann auch seine wunderbaren EP-Titel raus, dessen Cover er selbst aus Pappe gebastelt hat. Eye To Eye, die betörende Ballade Red Up, oder das absolut mitreißende One Two, For You.

Ray Lamontagne ist mit einem ähnlichen Musik-und Gesangesstil weltberühmt geworden, warum dann eigentlich nicht Ollie, der wirklich alles mitbringt, was man zum Folkstar braucht ?! Sucht er nicht einen Manager? Ich würde mich anbieten...


Setlist Ollie Fury, Le Pop In, Paris:

01:
Where to go
02: Tipsy toes
03: Cavalier
04: When you didn't
05: Will I ever
06: Claire
07: Eye to eye
08: Red up
09: 1,2
10: Ring of fire


Aus unserem Archiv:

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