Konzert: Those Dancing Days
Ort: Luxor, Köln
Datum: 01.03.2011
Zuschauer: recht gut besucht
Dauer: Those Dancing Days knapp 55 min, Blackberries 40 min
Kommende Woche erscheint Daydreams And Nightmares, die zweite Platte der schwedischen Frauenband Those Dancing Days. 2008 hatte ich die fünf Stockholmerinnen im MTC gesehen und war von Konzert und von ihrer ersten EP sehr begeistert. Danach verlor ich die zwischenzeitlich bei Wichita untergekommenen Those Dancing Days ein wenig aus den Augen. Vor gut einem Jahr begegnete Sängerin Linnea mir dann als Gastsängerin auf einer der God Help The Girl Singles von Belle & Sebastian Sänger Stuart Murdoch wieder (sie ist auch das Covergirl der Single).
Und dann kam das für mich in so vielen Belangen herausragende Bowlie Festival im Dezember in Südengland. Dazu hatten Belle & Sebastian ihre liebsten Bands eingeladen, und dazu gehörten Those Dancing Days. Deren nächtliches Konzert in Minehead war herausragend, obwohl ich hundskaputt war und irgendwann aufgeben musste. Am nächsten Abend erlebte ich Linnea aber noch einmal, weil sie als Gastsängerin bei Belle & Sebastian auftrat und Lazy Lane Painter Jane sang - magic!
Seitdem sind die Schwedinnen wieder fest in meinem Buch der guten Bands untergekommen; es gab also keine Chance, das heutige Konzert zu verpassen, es war gesetzt.
Vorher hatte ich am Nachmittag Sängerin Linnea und Gitarristin Rebecka interviewen können. Als wir über unterschiedliche Konzerterlebnisse in verschiedenen Teilen der Welt sprachen, behauptete ich, das Publikum in England sei euphorischer und erzeuge mehr Stimmung als das deutsche. Rebecka und Linnea widersprachen heftig. Das deutsche Publikum sei viel aktiver und tanze und feiere, Engländer stünden meist gelangweilt und überkritisch rum. Ich war zu höflich, das für ausgemachten Unsinn zu erklären. Keine schlechte Entscheidung, denn als TDD ihre Show begannen, fing das Luxor an zu toben und hielt das bis zum letzten Ton durch. Dancing days eben.
Die Stimmung war nicht grundlos so gut, denn die Mischung aus alten und neuen Stücken - allesamt großartig - , vor allem aber der Bühnenauftritt der jungen Frauen war hervorragend! Keine Frage, warum Wichita diese Band, die musikalisch vielleicht nicht richtig ins Programm passt, unter Vertrag genommen hat. Oder warum zumindest für einen der Musiker von Belle & Sebastian TDD zu den fünf Bands zählten, die er fürs Bowlie einladen wollte.
Während Linnea und Keyboarderin Lisa vor allem wild tanzten und Bassistin Mimmi und Gitarristin Rebecka wie Heavy-Musikerinnen agierten, ist Schlagzeugerin Cissi der heimliche Star eines Liveauftritts der Band. Sie schlägt in einem solch irren Tempo auf ihre Trommeln, wie ich es selten erlebt habe; 50 Minuten Dauerfeuer. Hinter dem Merchtisch wirken die fünf so nett und schüchtern, auf der Bühne losgelassen, entwickeln sie eine sagenhafte Energie.
Mir war das neue Album noch nicht furchtbar gut vertraut, weil ich es erst zweimal vor dem Konzert gehört hatte. Daydreams And Nightmares unterscheidet sich aber nach den ersten Eindrücken vom Vorgänger vor allem durch eine immer wieder vorkommende düstere Note. Durch Linneas tiefe Stimme (live auch heute perfekt, jeder Ton saß) hat der eigentlich fröhliche 60's Pop der Band ohnehin schon einen dunklen Einschlag, der ihm den entscheidenden Pfiff verleiht. Die neuen Stücke, Forest of love zum Beispiel, wirken aber auch jenseits des Gesangs schon mysteriöser, was mir ganz ausgezeichnet gefällt.
Andere Knüller unter den Neuheiten waren I'll be yours (wohl am ehesten klassischer schwedischer Pop), die Single Fuckarias und Can't find entrance.
Nach dem Bowlie Wochenende, bei dem ein sagenhaftes Konzert das nächste jagte, hatte ich Angst, daß vieles an meiner Begeisterung für die Auftritte mit der dreitägigen Dauereuphorie zu erklären ist und die nächsten Konzerte der gleichen Bands später in den üblichen Clubs hier enttäuschen würden. Zwangsläufig. So wie Getränke, die man im Urlaub liebt und mit nach Hause nimmt, wo sie nichts mehr taugen. Those Dancing Days funktionieren auch noch nach dem Urlaub. Im Gegenteil glaube ich, daß die Band immer besser wird. 2008 habe ich sie als sehr gut in Erinnerung behalten, so gut wie zur Zeit aber ganz sicher nicht. Wenn man dann noch berücksichtigt, wie jung die Musikerinnen sind, daß sie 2008 vermutlich noch zur Schule gingen, wird von Those Dancing Days noch sehr viel zu erwarten sein.
Zwei Kleinigkeiten hätten besser sein können: der Sound war schrecklich breiig, das Mikro klang, als habe es viel Hall, der da nicht hingehörte. Und zweitens fehlte Maccabees Sänger Orlando Weeks für sein Duett mit Linnea!
Während des Interviews haben wir gewitzelt, wen die Band einladen würde, wenn sie ein All Tomorrow's Parties Wochenende gestalten dürfte (so wie Battles, Les Savy Fav und Caribou im kommenden Dezember). Nach dem Konzert gab mir Rebecka die Liste mit den 40 Bands, die sie einladen würden**, überschrieben mit Those Dancing Days' ATP. Mal gucken, ob sie irgendwann gefragt werden, wundern würde es mich nicht.
Wie die Karriere der Vorgruppe The Blackberries verlaufen wird, kann ich nicht einschätzen. Ich kann mir vorstellen, daß die vier Männer, die einheitliche Uniformjacken und unterschiedlich farbene Jeans trugen (weiß, rot, gelb und mint), gerne in Konzertberichten als Libertines aus Solingen bezeichnet würden. Dafür fehlt mir allerdings ausreichend Begeisterung. Ansätze, vor allem Melodien, waren ok, der Gesang (egal von wem; drei der Musiker sangen) war mir aber nicht gut genug, die Instrumentensoli zu gewollt. Der Fairness halber muß ich aber sagen, daß meine Aufmerksamkeit schon von dem Moment an weg war, als ich vor Konzertbeginn die Leuchtreklame mit Bandlogo sah. Ab ausverkaufter 5.000er Halle nehme ich so etwas hin, vorher ist das albern und ein Zeichen fehlender Demut vor der eigenen Rolle.
Setlist Those Dancing Days, Luxor, Köln:
01: Reaching forward
02: Run run
03: Keep me in your pocket
04: Home sweet home
05: Forest of love
06: Can't find entrance
07: Hitten
08: When we fade away
09: I'll be yours
10: Help me close my eye
11: I know where you live
12: I know where you live pt. 2
13: One day forever
14: Fuckarias (Z)
15: Those dancing days (Z)
Links:
- mehr Fotos
- Those Dancing Days, Köln, 17.08.08
** dazu mehr in Kürze, wenn das Interview online gestellt wird!
Ort: Luxor, Köln
Datum: 01.03.2011
Zuschauer: recht gut besucht
Dauer: Those Dancing Days knapp 55 min, Blackberries 40 min
Kommende Woche erscheint Daydreams And Nightmares, die zweite Platte der schwedischen Frauenband Those Dancing Days. 2008 hatte ich die fünf Stockholmerinnen im MTC gesehen und war von Konzert und von ihrer ersten EP sehr begeistert. Danach verlor ich die zwischenzeitlich bei Wichita untergekommenen Those Dancing Days ein wenig aus den Augen. Vor gut einem Jahr begegnete Sängerin Linnea mir dann als Gastsängerin auf einer der God Help The Girl Singles von Belle & Sebastian Sänger Stuart Murdoch wieder (sie ist auch das Covergirl der Single).
Und dann kam das für mich in so vielen Belangen herausragende Bowlie Festival im Dezember in Südengland. Dazu hatten Belle & Sebastian ihre liebsten Bands eingeladen, und dazu gehörten Those Dancing Days. Deren nächtliches Konzert in Minehead war herausragend, obwohl ich hundskaputt war und irgendwann aufgeben musste. Am nächsten Abend erlebte ich Linnea aber noch einmal, weil sie als Gastsängerin bei Belle & Sebastian auftrat und Lazy Lane Painter Jane sang - magic!
Seitdem sind die Schwedinnen wieder fest in meinem Buch der guten Bands untergekommen; es gab also keine Chance, das heutige Konzert zu verpassen, es war gesetzt.
Vorher hatte ich am Nachmittag Sängerin Linnea und Gitarristin Rebecka interviewen können. Als wir über unterschiedliche Konzerterlebnisse in verschiedenen Teilen der Welt sprachen, behauptete ich, das Publikum in England sei euphorischer und erzeuge mehr Stimmung als das deutsche. Rebecka und Linnea widersprachen heftig. Das deutsche Publikum sei viel aktiver und tanze und feiere, Engländer stünden meist gelangweilt und überkritisch rum. Ich war zu höflich, das für ausgemachten Unsinn zu erklären. Keine schlechte Entscheidung, denn als TDD ihre Show begannen, fing das Luxor an zu toben und hielt das bis zum letzten Ton durch. Dancing days eben.
Die Stimmung war nicht grundlos so gut, denn die Mischung aus alten und neuen Stücken - allesamt großartig - , vor allem aber der Bühnenauftritt der jungen Frauen war hervorragend! Keine Frage, warum Wichita diese Band, die musikalisch vielleicht nicht richtig ins Programm passt, unter Vertrag genommen hat. Oder warum zumindest für einen der Musiker von Belle & Sebastian TDD zu den fünf Bands zählten, die er fürs Bowlie einladen wollte.
Während Linnea und Keyboarderin Lisa vor allem wild tanzten und Bassistin Mimmi und Gitarristin Rebecka wie Heavy-Musikerinnen agierten, ist Schlagzeugerin Cissi der heimliche Star eines Liveauftritts der Band. Sie schlägt in einem solch irren Tempo auf ihre Trommeln, wie ich es selten erlebt habe; 50 Minuten Dauerfeuer. Hinter dem Merchtisch wirken die fünf so nett und schüchtern, auf der Bühne losgelassen, entwickeln sie eine sagenhafte Energie.
Mir war das neue Album noch nicht furchtbar gut vertraut, weil ich es erst zweimal vor dem Konzert gehört hatte. Daydreams And Nightmares unterscheidet sich aber nach den ersten Eindrücken vom Vorgänger vor allem durch eine immer wieder vorkommende düstere Note. Durch Linneas tiefe Stimme (live auch heute perfekt, jeder Ton saß) hat der eigentlich fröhliche 60's Pop der Band ohnehin schon einen dunklen Einschlag, der ihm den entscheidenden Pfiff verleiht. Die neuen Stücke, Forest of love zum Beispiel, wirken aber auch jenseits des Gesangs schon mysteriöser, was mir ganz ausgezeichnet gefällt.
Andere Knüller unter den Neuheiten waren I'll be yours (wohl am ehesten klassischer schwedischer Pop), die Single Fuckarias und Can't find entrance.
Nach dem Bowlie Wochenende, bei dem ein sagenhaftes Konzert das nächste jagte, hatte ich Angst, daß vieles an meiner Begeisterung für die Auftritte mit der dreitägigen Dauereuphorie zu erklären ist und die nächsten Konzerte der gleichen Bands später in den üblichen Clubs hier enttäuschen würden. Zwangsläufig. So wie Getränke, die man im Urlaub liebt und mit nach Hause nimmt, wo sie nichts mehr taugen. Those Dancing Days funktionieren auch noch nach dem Urlaub. Im Gegenteil glaube ich, daß die Band immer besser wird. 2008 habe ich sie als sehr gut in Erinnerung behalten, so gut wie zur Zeit aber ganz sicher nicht. Wenn man dann noch berücksichtigt, wie jung die Musikerinnen sind, daß sie 2008 vermutlich noch zur Schule gingen, wird von Those Dancing Days noch sehr viel zu erwarten sein.
Zwei Kleinigkeiten hätten besser sein können: der Sound war schrecklich breiig, das Mikro klang, als habe es viel Hall, der da nicht hingehörte. Und zweitens fehlte Maccabees Sänger Orlando Weeks für sein Duett mit Linnea!
Während des Interviews haben wir gewitzelt, wen die Band einladen würde, wenn sie ein All Tomorrow's Parties Wochenende gestalten dürfte (so wie Battles, Les Savy Fav und Caribou im kommenden Dezember). Nach dem Konzert gab mir Rebecka die Liste mit den 40 Bands, die sie einladen würden**, überschrieben mit Those Dancing Days' ATP. Mal gucken, ob sie irgendwann gefragt werden, wundern würde es mich nicht.
Wie die Karriere der Vorgruppe The Blackberries verlaufen wird, kann ich nicht einschätzen. Ich kann mir vorstellen, daß die vier Männer, die einheitliche Uniformjacken und unterschiedlich farbene Jeans trugen (weiß, rot, gelb und mint), gerne in Konzertberichten als Libertines aus Solingen bezeichnet würden. Dafür fehlt mir allerdings ausreichend Begeisterung. Ansätze, vor allem Melodien, waren ok, der Gesang (egal von wem; drei der Musiker sangen) war mir aber nicht gut genug, die Instrumentensoli zu gewollt. Der Fairness halber muß ich aber sagen, daß meine Aufmerksamkeit schon von dem Moment an weg war, als ich vor Konzertbeginn die Leuchtreklame mit Bandlogo sah. Ab ausverkaufter 5.000er Halle nehme ich so etwas hin, vorher ist das albern und ein Zeichen fehlender Demut vor der eigenen Rolle.
Setlist Those Dancing Days, Luxor, Köln:
01: Reaching forward
02: Run run
03: Keep me in your pocket
04: Home sweet home
05: Forest of love
06: Can't find entrance
07: Hitten
08: When we fade away
09: I'll be yours
10: Help me close my eye
11: I know where you live
12: I know where you live pt. 2
13: One day forever
14: Fuckarias (Z)
15: Those dancing days (Z)
Links:
- mehr Fotos
- Those Dancing Days, Köln, 17.08.08
** dazu mehr in Kürze, wenn das Interview online gestellt wird!
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