Konzert: I Blame Coco
Ort: Essigfabrik, Köln
Datum: 27.03.11
Zuschauer: 400 vielleicht?
von Kathrin aus Köln
Für die meisten Künstler muss es schwierig sein, ein deutsches Publikum richtig zu interpretieren. Meistens geniessen wir für uns, in uns, als laut mit anderen. Die Fans von "I blame Coco" jedoch teilen ihre Freude jedoch ganz ohne Scheu und Scham.
Obwohl das Konzert vom kleinen, überschaubaren Luxor auf die Essigfabrik verlegt wurde, wird es trotzdem ganz schnell kuschelig warm um mich und ich kann den Weg zur Toilette nur mit andauerndem Ellebogen-Kampf bewältigen. Eine halbe Stunde lang lässt Eliot Paulina „Coco“ Sumner die Menge auf sie warten. Es bleibt Zeit sich umzuschauen, und selbst das Umfeld zu analysieren. Doch egal in welche Richtung ich mich drehe - schaue ich über Köpfe, auf Hinterköpfe, in junge und in alte Gesichter, über Gruppen, Pärchen und einzelne Männer. Unmöglich zu beurteilen, wie der "I blame Coco"-Fan typischerweise aussieht. Warum auch. Während ich darüber nachdenke gehen die Lichter aus und Coco stürmt mit ihrer 4-köpfigen Band auf die Bühne. Weisse Bluse, schwarzer Anzug (ja, ein Anzug) ein schmales, ganz feminines Gesicht und die Haare offen, so wie sie gerade gefallen sind. Die Stimme - rauchig tief erklingt aus diesem zarten Körper so viel Kraft, dass nach dem ersten Vers sich keine Füße mehr auf dem Boden halten können und alle Hände nach oben zeigen. Das ist das Faszinierende an diesem jungen Mädchen. Die Vibration, die ihr Vater Sting ihr vererbt zu haben scheint und ihre kantigen Bewegungen, die die rauhen Töne unterstreichen. Kein Glitzer, Glamour oder zu viel Make-Up, aber viele Gitarren und viel Rock. Mit "Partybag" und "Selfmachine" an zweiter Stelle ist die Stimmung zu Beginn schon fast auf dem Höhepunkt. Einige Fans werden von Zuckungen durchströmt und können nur schwer noch die Kontrolle über ihre Körperteile behalten. Doch wie auch immer - jeder ist in Bewegung.
Erstaunlich, was der Band hier gelingt. Die Zurückhaltung scheint wie weggeblasen. Nach meinen Favorits "No Smile", "The Constant" und "Ceasar" in der Zugabe lässt die Menge sich erst nach 10 Minuten Applaus aus der Halle bewegen. Alles in allem eine große Leistung für ein so zartes Wesen. Nur ein paar Lieder mehr hätte ich mir gewünscht..vielleicht mit dem nächsten Album.
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