Konzert: The Big Crunch Theory, Glasser, Anika, Festival les femmes s'en mêlent
Ort: Le Divan Du monde, Paris
Datum: 30.03.2011
Zuschauer: nicht ganz ausverkauft, vielleicht 300
Konzertdauer: pro Künstlerin etwa 40 Minuten
Gar nicht so einfach nach einem solch grandiosen Konzert wie dem gestrigen zur Tagesordnung überzugehen. Syd Matters hatten mich mit ihrer atemberaubenden Show im Olympia über alle Maßen berauscht und heute hatte ich eine Art Post- Syd Matters Depression zu erleiden.
Highlights für mich die klaustrophob jaulende Yoko Ono Nummer Yang Yang ("join the revolution"), der großartige Orgelsong I Go To Sleep, vor allem aber das schnellste Stück in ihrem Repertoire, der an Joy Division gemahnende Feger Officer Officer. Ein schneller, bedrohlich- polternder Bass, ein gothischer Keyboardsound und ein weltentrückter Gesang, Zutaten, die einen faszinierenden Song ergaben, der der beste des heutigen Abends bleiben sollte.
Hinterher zeigte sich Anika dennoch ein wenig unzufrieden mit ihrer eigenen Leistung, war mit dem Sound nicht so recht glücklich gewesen und meinte, sie hätte eines ihrer neuen Lieder in den Sand gesetzt. Der rege Absatz ihres roten Vinylalbums (nur auf der Tour erhältlich) widerlegte aber ihre Skepsis. Viele Besucher trugen die Scheibe hinterher stolz aus dem Divan Du Monde und schließlich kann sich ja wohl auch ein Olivier Marguerit kaum täuschen, oder?
Zuvor hatte die Schwedin/Französin Lisa Li Lund, vor den Augen ihres berühmten Brüders Herman Dune und ihren Eltern, zusammen mit ihrem neuen Bandprojekt The Big Crunch Theory ein abwechslungsreiches Set geboten. Die Stücke klangen sehr unterschiedlich und waren je nachdem in die Schubladen Folk, Indierock, New Wave oder Elektropop einzuordnen. Der Tonfall und die Rhythmik beim Gesang trug aber ziemlich deutlich die Handschrift ihres Bruders David-Ivar. Ähnlicher Akzent, gleicher textlicher Sinn für Absurdes und Kurioses und immer mit einem Augenzwinkern versehen. Ihre Band war eine Art Supergroup, denn neben zwei Damen an Schlagzeug und Bass, agierten Guillaumes Léglise von My Broken Frame (und Go Go Charlton) und Etienne Chaumet, der nerdige Compterfreak von Zombie- Zombie, mit denen er sogar in England in Insiderkreisen sehr bekannt und angesehen ist.
Der Abend wurde schließlich von der Amerikanerin Cameron Mesirow alias Glasser abgeschlossen. Die rotblonde Sängerin war mit einem sehr extravaganten Kleid erschienen, zu dessen Beschreibung mir die passenden Worte fehlen. Da fragt man besser bei Modeblogs nach, die verstehen sich auf so was. Für mich sah das Ganze so ähnlich aus wie der Fummel von Cindy Lauper und auf dem Kopf trug Glasser ein schwarzes Mützchen, um das sie sicherlich deutsche Autofahrer beneiden werden. Jene Autofahrer nämlich (bevorzugte Marken: Mercedes, Audi), die gerne ihre Klopapierrollen auf dem Rücksitz ihrer Karre in ein Häkelteil wickeln und gleich neben den Regenschirm legen. Krass, Alter!
Über die Musik hüllen wir ohnehin besser den Mantel des Schweigens, denn welcher Mitbürger mit Geschmack steht schon auf kitschigen 1980 er Jahre Synthiepop mit Operndiva Gesang? Und wer mag eigentlich Björk, Camerons offensichtliches Vorbild? Keine Sau, genau!
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