Konzert: Edwyn Collins
Ort: Stadtgarten, Köln
Datum: 21.02.2011
Zuschauer: sehr gut besucht, fast ausverkauft
Dauer: 80 min
Im vergangenen Jahr bereitete mir Edwyn Collins ein unerwartetes Konzerthighlight. Mehr aus Neugierde als aus echtem Interesse hatte ich dem Schotten beim Bowlie 2 Festival zugesehen, zumindest am Anfang, denn ganz schnell hatte mich die lange nicht mehr gehörte Musik des sympathischen Künstlers gepackt und mir ein wundervolles Konzert geschenkt.
Vorher hatte ich auch das Kölner Konzert des Schotten nicht auf dem Schirm, ich hatte nicht mitbekommen, daß es verlegt wurde, ich hatte ja auch kein Interesse, hinzugehen. Aber der überzeugende Auftritt in einem nach Curryketchup stinkenden Animationssaal des Ferienclubs in Minehead hatte mich eines Besseren belehrt, also wurde der Abend im Stadtgarten zum Pflichttermin.
Als wir um halb neun in den Saal kamen war der deutlich besser gefüllt, als ich erwartet hatte. Die Altersstruktur des Publikums erfüllte dann aber wieder meine Vorurteile; es war eben wie so oft: Zuschauer und Musiker waren etwa gleich alt.
Nach einer netten örtlichen Vorgruppe, die nach eigener Einschätzung eine große Nummer in London ist, spielte Edwyn Collins mit illustrer Vorgruppe gut 80 Minuten Stücke seines neuen Albums und seiner alten meist aus der Orange Juice Zeit stammenden Lieder. Natürlich wusste ich vorher, daß das einmalige England Erlebnis mit Teenage Fanclub als Begleitband und Gastauftritten von Ryan Jarman, Alex Kapranos und Nick McCarthy nicht erreicht werden könnte. Aber auch ohne diese ganz besonderen Momente war das Konzert ausgezeichnet.
Entgegen unseres Eindrucks beim Umbau wurde die Vorgruppe nicht zur Begleitband des Schotten. Die in London lebenden Musiker hatten die Instrumente noch montiert und gestimmt, überliessen die Plätze dann aber einer anderen Truppe. Boz Boorer, der Morrissey Gitarrist und Songwriter, war nicht in der Band. Bei Edwyn Collins' Auftritt in der Harald Schmidt Show vor ein paar Wochen hatte der Rockabilly Musiker noch Keyboard und Saxophon gespielt, heute übernahm ein anderer Mann diese Position, Sean Read, glaube ich. Die Band bestand weiterhin aus den Gitarristen Andy Hackett und Tom Edwards*, Bassist James Walbourne und vermutlich - ich konnte ihn leider nicht richtig erkennen, meine aber sein Gesicht ausgemacht zu haben - Paul Cook (Sex Pistols) am Schlagzeug. Auffälligste Figur im Lineup war sicher Gitarrist Andy Hackett, dessen Haarpracht eine Hommage an Andy Brehme und den jungen Rudi Völler zu sein schien.
Auch wenn es nicht die Allstar Band des Bowlie Wochenendes war, machten Edwyns Mitstreiter einen sehr souveränen Eindruck, es war also keine Verlegenheitstruppe, die er für die Deutschland-Tour zusammengestellt hatte.
Edwyn selbst saß auf einer Box hinter einem Notenständer. Er kündigte die Songs kurz an, meist nur durch Namensnennung, manchmal aber mit einem weiteren Satz ("das war meine erste Single..."). Wenn er dann singt, ist von der langsamen Sprache bei den Ansagen nichts mehr da, gerade bei dem tausendfach hoch- und runtergenudelten A girl like you fiel mir auf, wie unverändert Edwyns Gesang dabei ist. Phänomenal, wie sich dieser Mann zurück auf die Bühne gekämpft hat!
Ich muß gestehen, daß ich Edwyns letzte Platte Losing sleep so sehr mag, daß seine älteren Stücke in meiner Gunst ein paar Schritte zurück gemacht haben. Umso größer war allerdings das Risiko, wie die diversen Duette der Platte ohne ihre Gastsänger funktionieren würden. Oder mit Edwyns Worten vor It dawns on me: "Ryan from the Cribs isn't here. But James on bass can sing it, too."** James klang zwar erst sehr zurückhaltend, fast schüchtern, bekam das Lied aber gut in den Griff - ein Highlight!
Bei What is my role?, dem größten neuen Hit, fehlte mir bei den Soloparts Ryan Jarman schon mehr. Aber als dann alle einsetzten, das Lied immer lauter wurde, war das verziehen, und What is my role? für mich der größte Knüller des Abends.
Weitere Höhepunkte waren Humble, Rip it up, Do it again (das Franz Ferdinand Cover...) oder Dying day. Beendet wurde das Set aber mit dem offiziell größten Hit A Girl like you, zu dem Edwyn aufstand. Nach dem Ende seines Singparts ging er langsam von der Bühne, während die Band noch spielte. Beim Fußball ist das das Auswechseln des Stars in der 88. Minute.
Die erste Zugabe bestritten nur Edwyn und Bassist James an der akustischen Gitarre. Das war schön, spektakulär wurde es aber noch einmal danach. Es kam nämlich ein sehr junger Mann auf die Bühne, der einen bunten Anorak mit Fellkragen trug und wie eine Mischung aus Mike Skinner und Edwyn Collins aussah: Edwyns Sohn Will. Gemeinsam sangen die beiden In your eyes, was trotz merkbarer Nervosität des jungen Collins sehr schön und sehr rührselig (aber nicht kitschig) war!
Setlist Edwyn Collins, Stadtgarten, Köln:
01: Losing sleep
02: Dying day (Orange Juice)
03: What presence!? (Orange Juice)
04: Make me feel again
05: Consolation prize (Orange Juice)
06: It dawns on me
07: Wheels of love
08: Home again
09: Humble
10: What is my role?
11: Rip it up (Orange Juice)
12: Falling and laughing (Orange Juice)
13: Do it again
14: Don't shilly shally
15: A girl like you
16: Searching for the truth (Z)
17: In your eyes (Z)
18: Blue boy (Orange Juice) (Z)
Links:
- Edwyn Collins, Bowlie 2, 11.12.10
* glaube ich (nach einem "Tom Edwards" zu googlen ist ein Traum)
** dabei singt Romeo von den Magic Numbers das Original
Ort: Stadtgarten, Köln
Datum: 21.02.2011
Zuschauer: sehr gut besucht, fast ausverkauft
Dauer: 80 min
Im vergangenen Jahr bereitete mir Edwyn Collins ein unerwartetes Konzerthighlight. Mehr aus Neugierde als aus echtem Interesse hatte ich dem Schotten beim Bowlie 2 Festival zugesehen, zumindest am Anfang, denn ganz schnell hatte mich die lange nicht mehr gehörte Musik des sympathischen Künstlers gepackt und mir ein wundervolles Konzert geschenkt.
Vorher hatte ich auch das Kölner Konzert des Schotten nicht auf dem Schirm, ich hatte nicht mitbekommen, daß es verlegt wurde, ich hatte ja auch kein Interesse, hinzugehen. Aber der überzeugende Auftritt in einem nach Curryketchup stinkenden Animationssaal des Ferienclubs in Minehead hatte mich eines Besseren belehrt, also wurde der Abend im Stadtgarten zum Pflichttermin.
Als wir um halb neun in den Saal kamen war der deutlich besser gefüllt, als ich erwartet hatte. Die Altersstruktur des Publikums erfüllte dann aber wieder meine Vorurteile; es war eben wie so oft: Zuschauer und Musiker waren etwa gleich alt.
Nach einer netten örtlichen Vorgruppe, die nach eigener Einschätzung eine große Nummer in London ist, spielte Edwyn Collins mit illustrer Vorgruppe gut 80 Minuten Stücke seines neuen Albums und seiner alten meist aus der Orange Juice Zeit stammenden Lieder. Natürlich wusste ich vorher, daß das einmalige England Erlebnis mit Teenage Fanclub als Begleitband und Gastauftritten von Ryan Jarman, Alex Kapranos und Nick McCarthy nicht erreicht werden könnte. Aber auch ohne diese ganz besonderen Momente war das Konzert ausgezeichnet.
Entgegen unseres Eindrucks beim Umbau wurde die Vorgruppe nicht zur Begleitband des Schotten. Die in London lebenden Musiker hatten die Instrumente noch montiert und gestimmt, überliessen die Plätze dann aber einer anderen Truppe. Boz Boorer, der Morrissey Gitarrist und Songwriter, war nicht in der Band. Bei Edwyn Collins' Auftritt in der Harald Schmidt Show vor ein paar Wochen hatte der Rockabilly Musiker noch Keyboard und Saxophon gespielt, heute übernahm ein anderer Mann diese Position, Sean Read, glaube ich. Die Band bestand weiterhin aus den Gitarristen Andy Hackett und Tom Edwards*, Bassist James Walbourne und vermutlich - ich konnte ihn leider nicht richtig erkennen, meine aber sein Gesicht ausgemacht zu haben - Paul Cook (Sex Pistols) am Schlagzeug. Auffälligste Figur im Lineup war sicher Gitarrist Andy Hackett, dessen Haarpracht eine Hommage an Andy Brehme und den jungen Rudi Völler zu sein schien.
Auch wenn es nicht die Allstar Band des Bowlie Wochenendes war, machten Edwyns Mitstreiter einen sehr souveränen Eindruck, es war also keine Verlegenheitstruppe, die er für die Deutschland-Tour zusammengestellt hatte.
Edwyn selbst saß auf einer Box hinter einem Notenständer. Er kündigte die Songs kurz an, meist nur durch Namensnennung, manchmal aber mit einem weiteren Satz ("das war meine erste Single..."). Wenn er dann singt, ist von der langsamen Sprache bei den Ansagen nichts mehr da, gerade bei dem tausendfach hoch- und runtergenudelten A girl like you fiel mir auf, wie unverändert Edwyns Gesang dabei ist. Phänomenal, wie sich dieser Mann zurück auf die Bühne gekämpft hat!
Ich muß gestehen, daß ich Edwyns letzte Platte Losing sleep so sehr mag, daß seine älteren Stücke in meiner Gunst ein paar Schritte zurück gemacht haben. Umso größer war allerdings das Risiko, wie die diversen Duette der Platte ohne ihre Gastsänger funktionieren würden. Oder mit Edwyns Worten vor It dawns on me: "Ryan from the Cribs isn't here. But James on bass can sing it, too."** James klang zwar erst sehr zurückhaltend, fast schüchtern, bekam das Lied aber gut in den Griff - ein Highlight!
Bei What is my role?, dem größten neuen Hit, fehlte mir bei den Soloparts Ryan Jarman schon mehr. Aber als dann alle einsetzten, das Lied immer lauter wurde, war das verziehen, und What is my role? für mich der größte Knüller des Abends.
Weitere Höhepunkte waren Humble, Rip it up, Do it again (das Franz Ferdinand Cover...) oder Dying day. Beendet wurde das Set aber mit dem offiziell größten Hit A Girl like you, zu dem Edwyn aufstand. Nach dem Ende seines Singparts ging er langsam von der Bühne, während die Band noch spielte. Beim Fußball ist das das Auswechseln des Stars in der 88. Minute.
Die erste Zugabe bestritten nur Edwyn und Bassist James an der akustischen Gitarre. Das war schön, spektakulär wurde es aber noch einmal danach. Es kam nämlich ein sehr junger Mann auf die Bühne, der einen bunten Anorak mit Fellkragen trug und wie eine Mischung aus Mike Skinner und Edwyn Collins aussah: Edwyns Sohn Will. Gemeinsam sangen die beiden In your eyes, was trotz merkbarer Nervosität des jungen Collins sehr schön und sehr rührselig (aber nicht kitschig) war!
Setlist Edwyn Collins, Stadtgarten, Köln:
01: Losing sleep
02: Dying day (Orange Juice)
03: What presence!? (Orange Juice)
04: Make me feel again
05: Consolation prize (Orange Juice)
06: It dawns on me
07: Wheels of love
08: Home again
09: Humble
10: What is my role?
11: Rip it up (Orange Juice)
12: Falling and laughing (Orange Juice)
13: Do it again
14: Don't shilly shally
15: A girl like you
16: Searching for the truth (Z)
17: In your eyes (Z)
18: Blue boy (Orange Juice) (Z)
Links:
- Edwyn Collins, Bowlie 2, 11.12.10
* glaube ich (nach einem "Tom Edwards" zu googlen ist ein Traum)
** dabei singt Romeo von den Magic Numbers das Original
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