Mein Konzertjahr 2010
(von Frank von Pretty-Paracetamol)
2010 war das Jahr der neuen Abgeklärtheit. Wenn ich jünger wäre, würde ich Coolness sagen, aber mit 40 ist es uncool „cool“ zu sagen. Zumindest gegenüber Jüngeren, die es uncool finden, wenn „Erwachsene“ plötzlich cool sagen. Las ich doch letztens im Kölner Stadtanzeiger eine lustige Leserbriefdebatte darüber, dass Heranwachsende ein Problem haben, sich von ihren Eltern abzugrenzen, weil diese auch immer noch zu Konzerten gehen oder sich im Serien- und Musikgossip genauso gut auskennen wie die beste Schulfreundin oder der beste Schulfreund. Und ich stelle mir es in der Tat fürchterlich ernüchternd vor, wenn im elterlichen Wohnzimmer „My Chemical romance“ oder „Blink 182“ aus den Lautsprecherboxen dröhnt.
Aber zurück zum Thema: Die neue Abgeklärtheit bestand darin, auch mal nicht zu Konzerten zu fahren, obwohl ich Tickets in der Schublade hatte (Arcade Fire, Yann Tiersen, Filmschool, Built to spill), oder Shows bewusst sausen zu lassen (Pet Shop Boys, Pixies). Der Grund war immer das Kopfding Namens Vernunft. Vernunft ist manchmal störend, manchmal aber eben auch vernünftig. Also blieb ich daheim, oder ging eher nach Hause. Sei es wegen des Wetters (Schneechaos am Arcade Fire Montag und am Yann Tiersen Sonntag) oder wegen der Einsicht, den nächsten Tag lieber körperlich frischer anzugehen als halb verschlafen und abgewrackt durch die Gegend zu irren (Caribou in New York, Pixies, Pet Shop Boys in Barca).
Rückblickend und dies tippend kann ich allerdings nicht anders, als mit dem Kopf schütteln. Welche Hochkaräter mir 2010 durch die Lappen gegangen sind, macht mich gerade ziemlich sprachlos.
Aber es gab ja noch genug besuchte Konzerte. So knappe 60 waren es auch 2010 (womit die Vorjahresmarke nur knapp unterboten wurde) und jedes war auf seine Art schön und erlebnisreich.
Auch die vermeintlich vertanen Abende bei Ultravox in Berlin oder Arp in New York hatten ihre Schönheiten. (Zum Jamaica Konzert fällt mir jedoch keine ein! Das war dann wohl das schlechteste des Jahres) Der tolle Admiralspalast als Konzertort, ein Traum. Oder einfach mal nach der ersten von drei Bands den ausverkauften Konzertort zu verlassen und dem verdutzten Kartenabreißer die Handfläche für den Wiederkehrerstempel mit den Worten zu verweigern, man käme eh‘ nicht zurück. Randerscheinungen, die wohl nur ähnlich Konzertbekloppte nachvollziehen können.
Aber nun zu den wirklich guten, bewegenden Momenten meines Konzertjahres 2010. Es gab einige und die mir am bedeutendsten seien hier genannt:
Hat schon mal jemand Menschen vor Ergriffenheit bei einem Popkonzert weinen gesehen? Ich bis zum 14.04. des letzten Jahres nicht. An diesem Abend spielte die Band of Horses in der Kölner Kulturkirche. Es war ein Konzert, das ich so noch nicht erlebt hatte. Ein Abend voller großer Augenblicke und starker Emotionen. Ich bekomme jetzt noch eine Gänsehaut, wenn ich an diesen Abend zurückdenke. Das war der Abend, an dem neben mir ein Mädchen verstohlen ein paar Tränen wegdrückte. Band of Horses spielten so ergreifend, so gefühlvoll, das nichts mehr ging. Dazu das Ambiente der wunderschönen Kulturkirche, alles passte zusammen. Ich habe immer noch ein zwei Bilder vor Augen, die, wenn sie in einem Hollywoodstreifen vorkämen, man gerne als unrealistisch abtun würde. Nach diesem Konzert war ich fix und fertig und völlig unansprechbar. Taumelnd vor emotionaler Aufgewühltheit verließ ich die Kulturkirche und hing diesem Abend noch Tage nach.
Platz 1, für das Konzert meines Lebens und folglich auch Konzert des Jahres: Band of Horses – Köln, Kulturkirche, 14.04.2010
Keine andere Band begleitete mich durch das Konzertjahr 2010 so beständig wie die amerikanischen Jungs von pavement. Fünfmal sah ich Konzerte ihrer Reuniontour. Das klingt viel, ist aber eigentlich viel zu wenig. Pavementkonzerte könnte ich jeden zweiten Tag besuchen. So wie im September im Central Park. Der Urlaubstrip, bereits ein Jahr zuvor im September 2009 eingetütet, hielt all das, was wir uns von ihm versprachen. Ein anderes Pavementkonzert ist jedoch mein Pavementkonzert des Jahres. Am 19.05. in Berlin. Nach über 10 Jahren des Wartens war die Vorfreude ganz besonders groß. Endlich war sie da, die Möglichkeit, meine allerliebste Lieblingsband aus den mittleren 90er Jahren wiederzusehen. Das konnte ich mir nicht entgehen lassen und da das tags zuvor geografisch näherliegende Brüsselkonzert nicht in meinen Terminkalender passte, war der Berlintrip obligatorisch. Stephen Malkmus und Co erfüllten natürlich all meine Hoffnungen, die ich in diesen Abend steckte. Gut gelaunte und in feinster Slackermanie rissen sie ihre 26 oder so Songs runter, als wären sie nie weggewesen. Da auch das Columbia, ähh die C-Halle, nicht so verkehrt ist, die Currywurst lecker schmeckte und auch sonst dieser Ausflug eine entspannte Angelegenheit war, ist dieser Abend ein weiterer Höhepunkt meines Konzertjahres 2010.
2. Platz: Pavement – Berlin, 19.05.2010
Festivals spielten 2010 wieder eine gute Rolle. Urlaubsplänen wurden auf das Primavera in Barcelona, auf den New York Trip (ich fasse die vier Konzerte dieser Septemberwoche mal als Festival zusammen) und den Rolling Stone Weekender abgestimmt.
Noch vor diesen tollen Konzertausflügen, die allesamt einzigartig und herzerfrischend waren, steht allerdings der Auftritt einer Band beim viel näher gelegenen, nahezu heimischen Juicy Beats Festival im Dortmunder Westfalenpark. Die Sterne, die ich seit Jahren nicht mehr auf meiner musikalischen Landkarte hatte, überzeugten mit ihrem knapp einstündigen Set aus Zeitreise und Disco. Diese Mischung aus alt und neu machte ihren Auftritt an diesem lauen Sommerabend so überragend. „Trrmmrr“, „Universal Tellerwäscher“, die Schönheit dieser alten Stücke war an diesem Abend unerreicht. Ach, manchmal sind Zeitreisenkonzerte was Tolles! Frag nach beim Wedding Present im Herbst im Kölner Gebäude 9.
3. Platz: die Sterne – Juicy Beats Festival Dortmund, 31.07.2010
Auf den nachfolgenden Plätzen sehe ich heute zwei Abende, die mich in ihrer Gesamtheit überzeugten haben.
Man mag über 1live Partys sagen was man will, auch sei die Frage sehr berechtigt gestellt, ob man als alter Sack dort ohne Ausrede a la „ich bin mit meinem Patenkind hier, es hat eine zwei in Deutsch geschrieben und das ist die Belohnung“ überhaupt auflaufen sollte. Aber das Doppel aus Delphic und Ellie Goulding durfte ich nicht links liegen lassen. Also auf zur Essener Großraumdisco und ab in das jugendliche Getümmel. Nun kann man Ellie Goulding für ein one-year-wonder halten (stimmt wahrscheinlich auch) und die Knaben von Delphic als live untauglich bezeichnen (hab ich hier irgendwo gelesen, ist aber gelogen), in der Kombination (oh nein, nicht minus und minus ergibt plus!) war der Abend als Gesamtpaket ein Höhepunkt des ersten Quartals 2010. Sanfter Discopop und lauter Manchestersound, mehr britischer Mainstream ging im letzten Jahr nicht. Delphic sind eine tolle Liveband, die ich in Essen gerne zum zweiten Mal binnen zwei Tagen sehen musste.
Ähnlich stimmig, aber musikalisch Welten entfernt war auf den Tag genau sieben Monate später das Konzert der drei Jungs und drei Mädchen von Sky Larkin und Best Coast im Kölner MTC. Ein warmer gitarrenlastiger Abend im bitterkalten Herbst.
Daher:
4. Platz: Ellie Goulding, Delphic – Essen, 07.05.2010
5. Platz: Sky Larkin, Best Coast – Köln, 07.12.2010
Und abschließend doch noch ein paar Worte zu den anderen beiden Festivals. Eigentlich bin ich kein Festivalgänger. Zu groß, zu voll, zu anstrengend, zu unübersichtlich, zu wenig musikkonzentriert. Das brauche ich nicht.
2010 habe ich allerdings zwei Festivals kennengelernt, die all dies nicht hatten oder aber in einem Maß darboten, mit dem ich sehr gut leben konnte.
Über den Rolling Stone Weekender schlechtes zu sagen ist nicht möglich. Das Indoorfestival in einer Ferienanlage an der Ostsee hat mich mehr als 100% überzeugt. Wohnen in Appartements, Musik im Minigolfgeräteschuppen und im Ferienanlagengemeinschaftssaal, das Meer vor der Tür und Festivalbesucher, die sich unaufgeregt und wie selbstverständlich den Konzerten widmen. Das dabei noch zwei wirkliche große Konzerthöhepunkte heraussprangen, ist schon fast eine Nebensache. Aber die Auftritte von Teenage Fanclub und The National (nie hörte ich eine bessere Mr. November Version!) waren groß. Aber es waren die kleinen Momente, die diese zwei Tage zu einem der schönsten Herbstausflüge ever machten: John Grant am ersten Abend, Airship am Samstagnachmittag, die Indiestreber und K‘s Choice am Abend, der Instant Kaffee am Morgen und das einfach nur am Meer sein in den ganzen zwei Tagen. Toll! Wahnsinnig erholsam, irre gut!
Ist der Rolling Stone Weekender eher überschaubar kuschelig, so kann ich dies über das Primavera Festival in Barcelona nicht sagen. Sechs Bühnen, Musik von 17 Uhr bis nachts um 4 Uhr sind fast schon eine Überdosis. Und eine Strapaze für die Nerven, wenn nicht, ja wenn nicht die gesamte Atmosphäre des Primaverageländes so entschleunigend gewesen wäre. Ticketumtausch ohne Stress, Anfahrt mit der U-Bahn problemlos, alles wunderbar. Bis auf ein paar nervende Deutsche, die sich natürlich wieder vordrängeln mussten (Klo- und Owen Pallett Schlange)und dabei keinen guten Eindruck hinterließen. Doch die waren Gott sei Dank in der Minderheit und sehr selten in unserem Blickfeld. Aber lobe ich das Primavera mal nicht zu dolle, sonst sehe ich dort in den nächsten Jahren mehr Mitbürger als ich verkraften kann.
In der Kurzzusammenfassung das, was vom Primavera hängenblieb:
- Tagsüber Kultur und abends Musik, ein Programm das uns spätestens am dritten Tag stark auf die Kondition schlug und zum vermehrten Sausenlassen der Nachtkonzerte führte.
- Eine einstündige Linienbusirrfahrt morgens um halb drei durch das nächtliche Barcelona mit 70 anderen Festivalbesuchern und einem überforderten Busfahrer.
- Ein Getränkepreis von einem Euro für eine Wasserflasche 0,5 l. Geht doch!
- Musikalisch ein nicht so gutes Pavementkonzert.
- Ein großes The xx Konzert (wobei uns das rhythmische Klatschen zu "Crystalized" und anderen sehr spanisch vorkam).
- Ein famoses Charlatanskonzert!
- Viel zu viele ungesehene Konzerte!
Was bleibt ist die Hoffnung auf ein genauso gutes Konzertjahr 2011! Obwohl, 2010 war schon ‘ne Runde Sache. Das wird schwer zu toppen! Probieren kann man es aber ....
(von Frank von Pretty-Paracetamol)
2010 war das Jahr der neuen Abgeklärtheit. Wenn ich jünger wäre, würde ich Coolness sagen, aber mit 40 ist es uncool „cool“ zu sagen. Zumindest gegenüber Jüngeren, die es uncool finden, wenn „Erwachsene“ plötzlich cool sagen. Las ich doch letztens im Kölner Stadtanzeiger eine lustige Leserbriefdebatte darüber, dass Heranwachsende ein Problem haben, sich von ihren Eltern abzugrenzen, weil diese auch immer noch zu Konzerten gehen oder sich im Serien- und Musikgossip genauso gut auskennen wie die beste Schulfreundin oder der beste Schulfreund. Und ich stelle mir es in der Tat fürchterlich ernüchternd vor, wenn im elterlichen Wohnzimmer „My Chemical romance“ oder „Blink 182“ aus den Lautsprecherboxen dröhnt.
Aber zurück zum Thema: Die neue Abgeklärtheit bestand darin, auch mal nicht zu Konzerten zu fahren, obwohl ich Tickets in der Schublade hatte (Arcade Fire, Yann Tiersen, Filmschool, Built to spill), oder Shows bewusst sausen zu lassen (Pet Shop Boys, Pixies). Der Grund war immer das Kopfding Namens Vernunft. Vernunft ist manchmal störend, manchmal aber eben auch vernünftig. Also blieb ich daheim, oder ging eher nach Hause. Sei es wegen des Wetters (Schneechaos am Arcade Fire Montag und am Yann Tiersen Sonntag) oder wegen der Einsicht, den nächsten Tag lieber körperlich frischer anzugehen als halb verschlafen und abgewrackt durch die Gegend zu irren (Caribou in New York, Pixies, Pet Shop Boys in Barca).
Rückblickend und dies tippend kann ich allerdings nicht anders, als mit dem Kopf schütteln. Welche Hochkaräter mir 2010 durch die Lappen gegangen sind, macht mich gerade ziemlich sprachlos.
Aber es gab ja noch genug besuchte Konzerte. So knappe 60 waren es auch 2010 (womit die Vorjahresmarke nur knapp unterboten wurde) und jedes war auf seine Art schön und erlebnisreich.
Auch die vermeintlich vertanen Abende bei Ultravox in Berlin oder Arp in New York hatten ihre Schönheiten. (Zum Jamaica Konzert fällt mir jedoch keine ein! Das war dann wohl das schlechteste des Jahres) Der tolle Admiralspalast als Konzertort, ein Traum. Oder einfach mal nach der ersten von drei Bands den ausverkauften Konzertort zu verlassen und dem verdutzten Kartenabreißer die Handfläche für den Wiederkehrerstempel mit den Worten zu verweigern, man käme eh‘ nicht zurück. Randerscheinungen, die wohl nur ähnlich Konzertbekloppte nachvollziehen können.
Aber nun zu den wirklich guten, bewegenden Momenten meines Konzertjahres 2010. Es gab einige und die mir am bedeutendsten seien hier genannt:
Hat schon mal jemand Menschen vor Ergriffenheit bei einem Popkonzert weinen gesehen? Ich bis zum 14.04. des letzten Jahres nicht. An diesem Abend spielte die Band of Horses in der Kölner Kulturkirche. Es war ein Konzert, das ich so noch nicht erlebt hatte. Ein Abend voller großer Augenblicke und starker Emotionen. Ich bekomme jetzt noch eine Gänsehaut, wenn ich an diesen Abend zurückdenke. Das war der Abend, an dem neben mir ein Mädchen verstohlen ein paar Tränen wegdrückte. Band of Horses spielten so ergreifend, so gefühlvoll, das nichts mehr ging. Dazu das Ambiente der wunderschönen Kulturkirche, alles passte zusammen. Ich habe immer noch ein zwei Bilder vor Augen, die, wenn sie in einem Hollywoodstreifen vorkämen, man gerne als unrealistisch abtun würde. Nach diesem Konzert war ich fix und fertig und völlig unansprechbar. Taumelnd vor emotionaler Aufgewühltheit verließ ich die Kulturkirche und hing diesem Abend noch Tage nach.
Platz 1, für das Konzert meines Lebens und folglich auch Konzert des Jahres: Band of Horses – Köln, Kulturkirche, 14.04.2010
Keine andere Band begleitete mich durch das Konzertjahr 2010 so beständig wie die amerikanischen Jungs von pavement. Fünfmal sah ich Konzerte ihrer Reuniontour. Das klingt viel, ist aber eigentlich viel zu wenig. Pavementkonzerte könnte ich jeden zweiten Tag besuchen. So wie im September im Central Park. Der Urlaubstrip, bereits ein Jahr zuvor im September 2009 eingetütet, hielt all das, was wir uns von ihm versprachen. Ein anderes Pavementkonzert ist jedoch mein Pavementkonzert des Jahres. Am 19.05. in Berlin. Nach über 10 Jahren des Wartens war die Vorfreude ganz besonders groß. Endlich war sie da, die Möglichkeit, meine allerliebste Lieblingsband aus den mittleren 90er Jahren wiederzusehen. Das konnte ich mir nicht entgehen lassen und da das tags zuvor geografisch näherliegende Brüsselkonzert nicht in meinen Terminkalender passte, war der Berlintrip obligatorisch. Stephen Malkmus und Co erfüllten natürlich all meine Hoffnungen, die ich in diesen Abend steckte. Gut gelaunte und in feinster Slackermanie rissen sie ihre 26 oder so Songs runter, als wären sie nie weggewesen. Da auch das Columbia, ähh die C-Halle, nicht so verkehrt ist, die Currywurst lecker schmeckte und auch sonst dieser Ausflug eine entspannte Angelegenheit war, ist dieser Abend ein weiterer Höhepunkt meines Konzertjahres 2010.
2. Platz: Pavement – Berlin, 19.05.2010
Festivals spielten 2010 wieder eine gute Rolle. Urlaubsplänen wurden auf das Primavera in Barcelona, auf den New York Trip (ich fasse die vier Konzerte dieser Septemberwoche mal als Festival zusammen) und den Rolling Stone Weekender abgestimmt.
Noch vor diesen tollen Konzertausflügen, die allesamt einzigartig und herzerfrischend waren, steht allerdings der Auftritt einer Band beim viel näher gelegenen, nahezu heimischen Juicy Beats Festival im Dortmunder Westfalenpark. Die Sterne, die ich seit Jahren nicht mehr auf meiner musikalischen Landkarte hatte, überzeugten mit ihrem knapp einstündigen Set aus Zeitreise und Disco. Diese Mischung aus alt und neu machte ihren Auftritt an diesem lauen Sommerabend so überragend. „Trrmmrr“, „Universal Tellerwäscher“, die Schönheit dieser alten Stücke war an diesem Abend unerreicht. Ach, manchmal sind Zeitreisenkonzerte was Tolles! Frag nach beim Wedding Present im Herbst im Kölner Gebäude 9.
3. Platz: die Sterne – Juicy Beats Festival Dortmund, 31.07.2010
Auf den nachfolgenden Plätzen sehe ich heute zwei Abende, die mich in ihrer Gesamtheit überzeugten haben.
Man mag über 1live Partys sagen was man will, auch sei die Frage sehr berechtigt gestellt, ob man als alter Sack dort ohne Ausrede a la „ich bin mit meinem Patenkind hier, es hat eine zwei in Deutsch geschrieben und das ist die Belohnung“ überhaupt auflaufen sollte. Aber das Doppel aus Delphic und Ellie Goulding durfte ich nicht links liegen lassen. Also auf zur Essener Großraumdisco und ab in das jugendliche Getümmel. Nun kann man Ellie Goulding für ein one-year-wonder halten (stimmt wahrscheinlich auch) und die Knaben von Delphic als live untauglich bezeichnen (hab ich hier irgendwo gelesen, ist aber gelogen), in der Kombination (oh nein, nicht minus und minus ergibt plus!) war der Abend als Gesamtpaket ein Höhepunkt des ersten Quartals 2010. Sanfter Discopop und lauter Manchestersound, mehr britischer Mainstream ging im letzten Jahr nicht. Delphic sind eine tolle Liveband, die ich in Essen gerne zum zweiten Mal binnen zwei Tagen sehen musste.
Ähnlich stimmig, aber musikalisch Welten entfernt war auf den Tag genau sieben Monate später das Konzert der drei Jungs und drei Mädchen von Sky Larkin und Best Coast im Kölner MTC. Ein warmer gitarrenlastiger Abend im bitterkalten Herbst.
Daher:
4. Platz: Ellie Goulding, Delphic – Essen, 07.05.2010
5. Platz: Sky Larkin, Best Coast – Köln, 07.12.2010
Und abschließend doch noch ein paar Worte zu den anderen beiden Festivals. Eigentlich bin ich kein Festivalgänger. Zu groß, zu voll, zu anstrengend, zu unübersichtlich, zu wenig musikkonzentriert. Das brauche ich nicht.
2010 habe ich allerdings zwei Festivals kennengelernt, die all dies nicht hatten oder aber in einem Maß darboten, mit dem ich sehr gut leben konnte.
Über den Rolling Stone Weekender schlechtes zu sagen ist nicht möglich. Das Indoorfestival in einer Ferienanlage an der Ostsee hat mich mehr als 100% überzeugt. Wohnen in Appartements, Musik im Minigolfgeräteschuppen und im Ferienanlagengemeinschaftssaal, das Meer vor der Tür und Festivalbesucher, die sich unaufgeregt und wie selbstverständlich den Konzerten widmen. Das dabei noch zwei wirkliche große Konzerthöhepunkte heraussprangen, ist schon fast eine Nebensache. Aber die Auftritte von Teenage Fanclub und The National (nie hörte ich eine bessere Mr. November Version!) waren groß. Aber es waren die kleinen Momente, die diese zwei Tage zu einem der schönsten Herbstausflüge ever machten: John Grant am ersten Abend, Airship am Samstagnachmittag, die Indiestreber und K‘s Choice am Abend, der Instant Kaffee am Morgen und das einfach nur am Meer sein in den ganzen zwei Tagen. Toll! Wahnsinnig erholsam, irre gut!
Ist der Rolling Stone Weekender eher überschaubar kuschelig, so kann ich dies über das Primavera Festival in Barcelona nicht sagen. Sechs Bühnen, Musik von 17 Uhr bis nachts um 4 Uhr sind fast schon eine Überdosis. Und eine Strapaze für die Nerven, wenn nicht, ja wenn nicht die gesamte Atmosphäre des Primaverageländes so entschleunigend gewesen wäre. Ticketumtausch ohne Stress, Anfahrt mit der U-Bahn problemlos, alles wunderbar. Bis auf ein paar nervende Deutsche, die sich natürlich wieder vordrängeln mussten (Klo- und Owen Pallett Schlange)und dabei keinen guten Eindruck hinterließen. Doch die waren Gott sei Dank in der Minderheit und sehr selten in unserem Blickfeld. Aber lobe ich das Primavera mal nicht zu dolle, sonst sehe ich dort in den nächsten Jahren mehr Mitbürger als ich verkraften kann.
In der Kurzzusammenfassung das, was vom Primavera hängenblieb:
- Tagsüber Kultur und abends Musik, ein Programm das uns spätestens am dritten Tag stark auf die Kondition schlug und zum vermehrten Sausenlassen der Nachtkonzerte führte.
- Eine einstündige Linienbusirrfahrt morgens um halb drei durch das nächtliche Barcelona mit 70 anderen Festivalbesuchern und einem überforderten Busfahrer.
- Ein Getränkepreis von einem Euro für eine Wasserflasche 0,5 l. Geht doch!
- Musikalisch ein nicht so gutes Pavementkonzert.
- Ein großes The xx Konzert (wobei uns das rhythmische Klatschen zu "Crystalized" und anderen sehr spanisch vorkam).
- Ein famoses Charlatanskonzert!
- Viel zu viele ungesehene Konzerte!
Was bleibt ist die Hoffnung auf ein genauso gutes Konzertjahr 2011! Obwohl, 2010 war schon ‘ne Runde Sache. Das wird schwer zu toppen! Probieren kann man es aber ....
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