Konzert: The Vaselines
Ort: Hafen 2, Offenbach
Datum: 30.01.2011
Zuschauer: 70
Dauer: knapp 75 min
Vor sechs Wochen beim von Belle und Sebastian veranstalteten Bowlie Weekender konnte ich endlich erstmals meine langjährigen Lieblinge Vaselines live sehen bzw. erleben. Vor 5.000 Zuschauern spielten Eugene Kelly und Fran McKee in dem englischen Ferientraum Butlins Minehead groß auf und begeisterten mich deutlich mehr, als ich es erwartet hatte. Neben der Musik waren vor allem die Pausen zwischen den Liedern einzigartig, weil Sängerin Frances, die vermutlich lange zur See gefahren ist, unglaublich derbe Sprüche losgeschossen hatte, die den ganzen Saal kollektiv erröten ließen. Aber nicht nur deshalb werde ich mich lange an den Abend mit den Vaselines erinnern, er war eben auch musikalisch gut und kurzweilig, obwohl sie für eine Band mit zwei Platten (1990, 2010), also quasi Newcomer, sehr lange spielten.
Zur Zeit findet die erste (sehr kurze) Deutschlandtour der live zu fünft auftretenden Band statt. Stationen sind morgen Berlin und heute Offenbach. Ich hatte die Zugkraft des Duos Fran/Eugene deutlich höher eingeschätzt und war kräftig ernüchtert, als ich ankam und in dem kleinen aber schönen Club vielleicht 50 Zuschauer waren. Die Vorgruppe Schwervon! aus New York hatte bereits angefangen, der Großteil des Publikums war also schon da. Puh... Sonntagabend und Offenbach waren wohl nicht die richtige Kombination für ein größeres Deutschlanddebüt.
Den Beginn machten also Schwervon!, Nan Turner am Schlagzeug und Matt Roth an der Gitarre. Solche Konstellationen sind ja gerne einmal laut und rockig, die Musik von Schwervon! ist allerdings wundervoller Indiepop mit tollem zweistimmigem Gesang, wobei mich besonders begeisterte, daß die Texte der beiden ab und zu zeilenweise von einander abwichen. Mich erinnerten Schwervon! sehr an Zoey Van Goey, kein Wunder also, daß ich das Duo mochte.
Während Schlagzeugerin Nan durchaus wie ein Popstar aussah, wirkte ihr Kollege Matt mit seinem orangefarbenen Pullover nicht unbedingt so. Er hatte aber eine sehr einleuchtende Erklärung für sein Outfit. "Ich ziehe mich passend zum jeweiligen Verstärker an," und der war nun einmal orange.
Die Ansage eines ihrer beiden bisher unveröffentlichten Stücke (Cougar pride) führte zu einem herrlichen Dialog. Nan fragte Matt, ob er während der Highschool Cheerleader gewesen sei. "Nein, nicht auf der Highschool. - Vorher." "I peaked early." Musikalisch gilt das sicher nicht, denn von Schwervon! werden wir ganz sicher noch hören. Die wären etwas für Haldern zum Beispiel.
Setlist Schwervon!, Hafen 2, Offenbach:
01: Turn it around (neu)
02: Bad music
03: Lucky rocks
04: Wake and bomb
05: Pretty slow
06: Cougar pride (neu)
07: Poseur
08: Balloon
09: Swamp thing
Die Vaselines begannen kurz vor halb zehn mit ihrem Programm. Neben dem beiden Hauptdarstellern Frances und Eugene bestand die Band heute aus drei weiteren Musikern, u.a. Bobby Kildea von Belle & Sebastian am Bass. Stevie Jackson, der wohl auch mit den Vaselines spielt, war nicht dabei, dafür ein mir unbekannter dritter Gitarrist.
Beim Bowlie hatten sich Fran und Eugene noch besonders chic gemacht: sie trug erst ein Pelzjäckchen, später nur noch ein Kleid, er über seiner Hose kniehohe Reiterstiefel. Auch heute sahen beide gut aus, allerdings ein wenig weniger extrovertiert. Die Sängerin hatte Blümchenbluse , knielange Jeans, schwarze Wollstrumpfhosen und Slipper an, Eugene Jeans und Truckerstiefel (diesmal unter der Hose), T-Shirt und Weste. Ich beschreibe das so ausführlich, weil das schummrige Licht (oder sagt man: "das gemütliche Licht?") meine Fotokünste überforderte.
Musikalisch boten die folgenden 75 Minuten nicht viel neues. Die Vaselines spielten einige Stücke ihres im Sommer erschienenen Albums Sex with an x und viele aus der ersten Schaffensperiode vor gut 20 Jahren. In meinen Ohren passen die Lieder aus beiden Phasen aber so gut zusammen, daß man kaum wirkliche Brüche feststellt. Der Titelsong der neuen Platte (ein echter Hit!) könnte gut und gerne auch damals entstanden sein. Man kann das gerne als "die haben sich nicht weiter entwickelt" deuten, ich bevorzuge aber die "sie sind sich treu geblieben" Variante. Zwei Musiker, die sich in 20 Jahren nicht weiterentwickelt hätten, träten wohl auch eher beim lustigen Bratwurstfest der Volksmusik vor 20.000 Menschen in der Stadthalle von Riesa auf.
Leider funktionierte das zweite Standbein der Vaselines zumindest am Anfang gar nicht; das Publikum war nämlich so ruhig und zurückhaltend, daß Frances erst langsamer sprach (weil sie aus den fehlenden Reaktionen auf ihre Ansagen schloss, daß wir kein Englisch verstünden) und dann sehr ruhig wurde (ihr seid so still, also rede ich auch leise). Ein absurder Dialog zwischen ihr und jemanden im Publikum, nachdem sie Schwervon! gelobt hatte ("they played too short" - "they are too short? Ihr seid groß, aber die sind doch nicht zu klein!?" und so weiter), und extreme Passivität führten sicher auch nicht dazu, daß wir in den Augen der Schotten das tollste Publikum ihrer Karriere waren. "It's our first time in Germany. And perhaps the last time." Aber sie waren nicht verbittert, jedenfalls wirkte das nicht so. Vor einem 5.000er Bowlie Publikum zu spielen entspricht ja leider auch weniger der Lebensrealität als die heutige Zuschauermenge.
Irgendwann brach es dann aber doch noch etwas aus Fran heraus. Sie erzählte, daß es backstage ein Doppelbett gebe und spekulierte dann, daß Eugene und der neue Gitarrist (Michael) benutzt hätten. Vorher habe ihre Tour den Namen Masturbation Tour gehabt, das müsse man dann wohl ändern. Aber außer einer kurzen sehr komischen Diskussion mit jemanden im Saal, nachdem sie erklärt hatte, daß Eugene und sie gerne miteinander stritten, daß mit einem liebevollen "fucker" endete, lief Frances auf Sparflamme. Es war also mehr das FSK 16 Konzert, nachdem das Bowlie keine Freigabe für unter 30-Jährige bekommen hätte.
Trotzdem ein sehr schöner Abend mit zwei sehr guten Bands! Und ohne es gesehen zu haben sicher das sinnvollere Comeback als das von Schimanski.
Setlist The Vaselines, Hafen 2, Offenbach:
01: Oliver twisted
02: Monsterpussy
03: Sex with an x
04: The day I was a horse
05: The devil's inside me
06: Lovecraft
07: Turning it on
08: Jesus wants me for a sunbeam
09: I hate the 80's
10: Molly's lips
11: Whitechapel
12: Let's get ugly
13: No hope
14: Poison pen
15: Son of a gun
16: Slushy
17: Ruined
18: Rory rides me raw
19: Dying for it
20: Sex suy (amen) (Z)
21: Dum-dum (Z)
Links:
- The Vaselines, Bowlie 2, 12.12.10
Ort: Hafen 2, Offenbach
Datum: 30.01.2011
Zuschauer: 70
Dauer: knapp 75 min
Vor sechs Wochen beim von Belle und Sebastian veranstalteten Bowlie Weekender konnte ich endlich erstmals meine langjährigen Lieblinge Vaselines live sehen bzw. erleben. Vor 5.000 Zuschauern spielten Eugene Kelly und Fran McKee in dem englischen Ferientraum Butlins Minehead groß auf und begeisterten mich deutlich mehr, als ich es erwartet hatte. Neben der Musik waren vor allem die Pausen zwischen den Liedern einzigartig, weil Sängerin Frances, die vermutlich lange zur See gefahren ist, unglaublich derbe Sprüche losgeschossen hatte, die den ganzen Saal kollektiv erröten ließen. Aber nicht nur deshalb werde ich mich lange an den Abend mit den Vaselines erinnern, er war eben auch musikalisch gut und kurzweilig, obwohl sie für eine Band mit zwei Platten (1990, 2010), also quasi Newcomer, sehr lange spielten.
Zur Zeit findet die erste (sehr kurze) Deutschlandtour der live zu fünft auftretenden Band statt. Stationen sind morgen Berlin und heute Offenbach. Ich hatte die Zugkraft des Duos Fran/Eugene deutlich höher eingeschätzt und war kräftig ernüchtert, als ich ankam und in dem kleinen aber schönen Club vielleicht 50 Zuschauer waren. Die Vorgruppe Schwervon! aus New York hatte bereits angefangen, der Großteil des Publikums war also schon da. Puh... Sonntagabend und Offenbach waren wohl nicht die richtige Kombination für ein größeres Deutschlanddebüt.
Den Beginn machten also Schwervon!, Nan Turner am Schlagzeug und Matt Roth an der Gitarre. Solche Konstellationen sind ja gerne einmal laut und rockig, die Musik von Schwervon! ist allerdings wundervoller Indiepop mit tollem zweistimmigem Gesang, wobei mich besonders begeisterte, daß die Texte der beiden ab und zu zeilenweise von einander abwichen. Mich erinnerten Schwervon! sehr an Zoey Van Goey, kein Wunder also, daß ich das Duo mochte.
Während Schlagzeugerin Nan durchaus wie ein Popstar aussah, wirkte ihr Kollege Matt mit seinem orangefarbenen Pullover nicht unbedingt so. Er hatte aber eine sehr einleuchtende Erklärung für sein Outfit. "Ich ziehe mich passend zum jeweiligen Verstärker an," und der war nun einmal orange.
Die Ansage eines ihrer beiden bisher unveröffentlichten Stücke (Cougar pride) führte zu einem herrlichen Dialog. Nan fragte Matt, ob er während der Highschool Cheerleader gewesen sei. "Nein, nicht auf der Highschool. - Vorher." "I peaked early." Musikalisch gilt das sicher nicht, denn von Schwervon! werden wir ganz sicher noch hören. Die wären etwas für Haldern zum Beispiel.
Setlist Schwervon!, Hafen 2, Offenbach:
01: Turn it around (neu)
02: Bad music
03: Lucky rocks
04: Wake and bomb
05: Pretty slow
06: Cougar pride (neu)
07: Poseur
08: Balloon
09: Swamp thing
Die Vaselines begannen kurz vor halb zehn mit ihrem Programm. Neben dem beiden Hauptdarstellern Frances und Eugene bestand die Band heute aus drei weiteren Musikern, u.a. Bobby Kildea von Belle & Sebastian am Bass. Stevie Jackson, der wohl auch mit den Vaselines spielt, war nicht dabei, dafür ein mir unbekannter dritter Gitarrist.
Beim Bowlie hatten sich Fran und Eugene noch besonders chic gemacht: sie trug erst ein Pelzjäckchen, später nur noch ein Kleid, er über seiner Hose kniehohe Reiterstiefel. Auch heute sahen beide gut aus, allerdings ein wenig weniger extrovertiert. Die Sängerin hatte Blümchenbluse , knielange Jeans, schwarze Wollstrumpfhosen und Slipper an, Eugene Jeans und Truckerstiefel (diesmal unter der Hose), T-Shirt und Weste. Ich beschreibe das so ausführlich, weil das schummrige Licht (oder sagt man: "das gemütliche Licht?") meine Fotokünste überforderte.
Musikalisch boten die folgenden 75 Minuten nicht viel neues. Die Vaselines spielten einige Stücke ihres im Sommer erschienenen Albums Sex with an x und viele aus der ersten Schaffensperiode vor gut 20 Jahren. In meinen Ohren passen die Lieder aus beiden Phasen aber so gut zusammen, daß man kaum wirkliche Brüche feststellt. Der Titelsong der neuen Platte (ein echter Hit!) könnte gut und gerne auch damals entstanden sein. Man kann das gerne als "die haben sich nicht weiter entwickelt" deuten, ich bevorzuge aber die "sie sind sich treu geblieben" Variante. Zwei Musiker, die sich in 20 Jahren nicht weiterentwickelt hätten, träten wohl auch eher beim lustigen Bratwurstfest der Volksmusik vor 20.000 Menschen in der Stadthalle von Riesa auf.
Leider funktionierte das zweite Standbein der Vaselines zumindest am Anfang gar nicht; das Publikum war nämlich so ruhig und zurückhaltend, daß Frances erst langsamer sprach (weil sie aus den fehlenden Reaktionen auf ihre Ansagen schloss, daß wir kein Englisch verstünden) und dann sehr ruhig wurde (ihr seid so still, also rede ich auch leise). Ein absurder Dialog zwischen ihr und jemanden im Publikum, nachdem sie Schwervon! gelobt hatte ("they played too short" - "they are too short? Ihr seid groß, aber die sind doch nicht zu klein!?" und so weiter), und extreme Passivität führten sicher auch nicht dazu, daß wir in den Augen der Schotten das tollste Publikum ihrer Karriere waren. "It's our first time in Germany. And perhaps the last time." Aber sie waren nicht verbittert, jedenfalls wirkte das nicht so. Vor einem 5.000er Bowlie Publikum zu spielen entspricht ja leider auch weniger der Lebensrealität als die heutige Zuschauermenge.
Irgendwann brach es dann aber doch noch etwas aus Fran heraus. Sie erzählte, daß es backstage ein Doppelbett gebe und spekulierte dann, daß Eugene und der neue Gitarrist (Michael) benutzt hätten. Vorher habe ihre Tour den Namen Masturbation Tour gehabt, das müsse man dann wohl ändern. Aber außer einer kurzen sehr komischen Diskussion mit jemanden im Saal, nachdem sie erklärt hatte, daß Eugene und sie gerne miteinander stritten, daß mit einem liebevollen "fucker" endete, lief Frances auf Sparflamme. Es war also mehr das FSK 16 Konzert, nachdem das Bowlie keine Freigabe für unter 30-Jährige bekommen hätte.
Trotzdem ein sehr schöner Abend mit zwei sehr guten Bands! Und ohne es gesehen zu haben sicher das sinnvollere Comeback als das von Schimanski.
Setlist The Vaselines, Hafen 2, Offenbach:
01: Oliver twisted
02: Monsterpussy
03: Sex with an x
04: The day I was a horse
05: The devil's inside me
06: Lovecraft
07: Turning it on
08: Jesus wants me for a sunbeam
09: I hate the 80's
10: Molly's lips
11: Whitechapel
12: Let's get ugly
13: No hope
14: Poison pen
15: Son of a gun
16: Slushy
17: Ruined
18: Rory rides me raw
19: Dying for it
20: Sex suy (amen) (Z)
21: Dum-dum (Z)
Links:
- The Vaselines, Bowlie 2, 12.12.10
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