Ja, ja, stimmt schon, es ist ziemlich gehässig, die scheußlichsten Konzerte des Jahres zu küren. Aber wenn man wie ich im Jahre 2010 insgesamt 287 (!) Gigs gesehen hat, ist auch ab und zu Schrott dabei. Das Verhältnis zwischen guten und miesen Konzerten war dennoch sehr positiv, schließlich suchen wir uns die Veranstaltungen freiwillig aus und vermeiden von vornherein Heulbojen wie Kate Nash (auf dem Foto), Marina & The Diamonds, Florence & The Machine und gehen selbstverständlich nicht zu Lady Gaga. Die überlassen wir gerne Albert Koch vom Musikexpress. Auch zu käsigen Acts wie Hurts oder Janelle Monae würden uns keine 10 Pferde kriegen. Und schauderhafte Bands wie Muse, Green Day oder Placebo (es gruselt mich schon, wenn ich deren Namen schreibe) meiden wir natürlich auch wie der Teufel das Weihwasser.
Trotz dieser sorgfältigen Vorbereitung gibt es aber immer mal wieder einen Griff ins Klo. So wie in den folgenden Fällen
Die 10 scheußichsten Konzerte des Jahres (Oliver Peel)
10: LCD Soundsystem, Festival Rock en Seine bei Paris 2010:
Was die Leute an dem pummeligen Teddybär James Murphy und seiner beknackten Elektromusik finden, müssten sie mir mal genauer erklären. Der Typ klingt als würde er sich beim Singen die Nase zuhalten (naja, Scheiße stinkt und seine Musik ist nun mal scheiße), imitiert auf lächerliche Weise Mark. E. Smith und überzieht das Ganze mit einer angeblich ungemein innovativen Disko-Rocksoße. Freiwillig würde ich mir diesen Bullshit nicht ansehen und deshalb zog ich mich mit meiner Frau in den Freßbereich zurück, wo wir zu Abend aßen. Trotzdem schwappte das saumäßig laute Elektrogedröhne immer wieder in die hinterletzte Festivalecke und störte meine Verdauung massiv. Hoffnungsschimmer: LCD Soundsystem will angeblich aufhören, hat das aber wohl leider schon wieder dementiert.
09: Wildbirds & Peacedrums, Café de la Danse, Paris, 11.10.2010
Bei meinem Konzertbericht habe ich das Konzert noch sehr fair bewertet und das Für und Wider abgewogen. Am Ende des Jahres blieb aber vor allem die Erinnerung an einen wahnsinnig zähen und ermüdenden Abend haften. Die Stimme der Sängerin mag ich nicht, die Lieder auch nicht und zudem ist die Geschichte prätentiös. Nix für mich.
08: Surfer Blood, Festival des Inrocks, La Cigale, 05.11.2010:
Sänger John Paul Pitts hatte noch Babyspeck im Gesicht und ein bis zum letzten Knopf zugeknöpftes Hemd, was aber kein Problem war. Viel schlimmer wog, daß er mich gesanglich manchmal an den verfluchten Brandon "The Killers" Flowers erinnerte. Surfer Blood sind eine dieser Bands, an die sich ein paar Jahre später kein Aas mehr erinnert, obwohl von Seiten ihres Labels alles getan wurde, um sie zu puschen.
07: By By Bicylce, Point Ephémère, Paris, 03.12.2010:
Sympathische Schweden mit kitschiger Musik im Stile der 1980er Jahre. Braucht kein Mensch. Bye Bye kann man getrost sagen, bei denen ist nämlich bald der Ofen wieder aus und dann müssen sie den Rest ihres Lebens Fahrrad fahren.
06: Glasser, Le Point Ephémère, Paris, 13.10.2010,
Heulboje aus den USA. Klasse ist glasse(r) also keineswegs. Sie gehört zur Riege junger Sängerinnen, die aufs Musikvolk gehetzt werden, um ein Stück vom Kuchen abzubekommen, den eine Fever Ray gebacken hat. Trotzdem mochten ein paar Armleuchter das Konzert, wieso auch immer.
05: Zola Jesus, Olympia, 09.09.2010:
Von wegen die neue Siouxsie & The Banshees! Glaubt den Musikjournalisten kein Wort, wenn sie mit diesem Vergleich kommen. Zola Jesus ist vielmehr eine nervtötende, gothisch-düstere Antwort auf Shakira und sie hat zudem die unangenehme Angewohnheit, wie ein Tiger im Käfig auf und abzulaufen. Beknackter Auftritt im Olympia. Mochte kein Einziger meiner konzerterfahrenen Freunde.
04: Delphic, Haldern Pop Festival 13.08.2010:
Die Macher des Haldern Pop Festivals haben fast immer ein sehr gutes Händchen bei der Auswahl der Bands. Manchmal ziehen aber auch sie Nieten an Land. 2008 war das mit den ekelkaft bombastischen White Lies der Fall, 2010 spielten Delphic die Rohrkrepierer. Beim Set der Engländer wechselten sich bombastische Phasen mit überflüssigem Elektrogefrickel ab. Wer braucht so was? Albert Koch? Der selbsternannte Plattenmeister steht jedenfalls auf die in schwarz gekleideten Jungs und behauptete, sie klängen wie eine optimistische Variante von New Order. Vielleicht mag ich sie deshalb nicht. Optmismus ist scheiße. Gerade das deprimierende Element bei den frühen New Order und Joy Division war das Beste.
03: The Drums, La Maroquinerie, Paris, 25.02.2010:
Joy Division ist das Stichwort. Jonathan Pierce, Sänger der zu Unrecht gehypten The Drums versucht nämlich alles, um die Gestik und Mimik von Ian Curtis zu imitieren. Albern! Kaum eine Band war 2010 nervtötender, das dumme Gehampel des Sängers mit der Pisspot-Frisur und die blöden Grimassen von Bassist Jacob Graham brachten mich in der Maroquinerie und später in der Cigale regelrecht auf die Palme. Und die Songs sind für die Tonne. Unerträglich happy und flach.
02: Ellie Goulding, La Maroquinerie, Paris, 22.04.2010:
Noch so eine Sängerin, die uns die englische Musikpresse als toll verkaufen will. Glaubt den Briten kein Wort, denn Ellie Goulding ist fast noch ätzender als Kate Nash! Ihre Lieder sind käsig und mainstreamig und die Blondine noch nicht einmal richtig hübsch. In der Maroquinerie habe ich mich deshalb gräßlich gelangweilt und hätte mir am liebsten mit einer Pistole in den Mund geschossen.
01: John Grant, Le Nouveau Casino, Paris, 14.06.2010:
Eigentlich entspricht der Typ meinem Beuteschema. Depressiver Singer/Songwriter, der zusammen mit den fabelhaften Jungs von Midlake das Album Queen of Denmark aufgenommen hat. Die Kritiker waren voll des Lobes. Meine Erwartungshaltung an das Konzert im Nouveau Casino folgerichtig riesig. Ich wurde aber massiv enttäuscht, denn John Grant entpuppte sich als ein unfassbar schmalziger Barde, der wie eine Kreuzung aus Elton John und Billy Joel klang. Bei den Zugaben dachte ich, daß jeden Moment Celine Dion um die Ecke biegen könnte, um ein abschließendes Duett zu singen. Angewidert verließ ich die Location und erfuhr, daß auch die meisten anderen Besucher, dieses Konzert abscheulich fanden.
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