Hold Your Horses!, Paris, 15.12.10


Konzert: Hold Your Horses!

Ort: Les Disquaires, Paris
Datum: 15.12.2010
Zuschauer: vielleicht 50?
Konzertdauer: ungefähr 30 Minuten


Wie oft muss ich eigentlich noch über diese hocherfrischende Pariser Band schreiben, bevor mal ein Kommentar kommt, der besagt: "Hey, Oliver Peel, vielen lieben Dank für diesen grandiosen Tip, Hold Your Horses! sind wirklich allererste Sahne!" ?

Take Away Show - Hold your Horses #1 - Every Moment from La Blogotheque on Vimeo.



Hmm. Bisher habe ich schon dreimal von Konzerten dieser tollen Band geschwärmt und jedes mal hatte ich den Eindruck, das ich in die Luft schreibe. Mein Werben blieb unerhört. Bloggerschicksal. Meinem Partner Christoph geht es ja nicht besser, der hält eine Lobrede nach der anderen auf die Indelicates, versucht mit allen legalen und illegalen (hi hi) Mitteln den Leser das englische Duo aufzudrängen und erhält als Dank lediglich anerkennende Worte von der Band selbst: "Thanks for your nice review, Christoph."

Daran sieht man wieder, daß Blogger keine große Macht haben. Erstens werden Musikblogs nur von anderen Musikbloggern gelesen und zweitens vertrauen viele eher auf die Meinung vom Herrn Koch vom Musikexpress. Noch viel wichtiger als eigentlich altmodische Printmagazine sind aber das Fernsehen und das Radio. Hier werden kommerziell erfolgreiche Musikkarrieren gemacht. Nach wie vor. Severin, der bei dem tollen Label Pias arbeitet und sich auch um Hold Your Horses! kümmert, konnte mir heute abend chez les Disquaires ein Lied davon vorsingen. Zufällig kamen wir auf die kanadische Sängerin Coeur de Pirate zu sprechen (warum eigentlich?) und er sagte mir kopfschüttelnd: "Meine Güte, was die Plattenfirmen für ein Geld in die Chanteuse geballert haben, damit sie Powerplay bei MTV und den Radiosendern bekommt! Du machst dir kein Bild, Oliver! Der Wahnsinn!"

Aber es hat ja funktioniert. Der Clip zu Comme des Enfants wurde hunderte Male am Tag über die Videokanäle der Fernsehsender gejagt und anstatt im Strahl zu Kotzen haben die Leute die Platte gekauft wie die Blöden. Durch Powerplay im Fernsehen und im Radio ist es also nach wie vor möglich, den Konsumenten die Hirne zu waschen und sie zum Öffnen ihres Portemonnaies zu bewegen.

Auf den vorliegenden Fall bezogen heißt das im Klartext: Falls auch nur einer der unzähligen quirligen und hochcharmanten Ohrwürmer von Hold Your Horses! auf Dauerrotation im Radio oder bei MTV laufen sollte, dann spielen die nächstes Jahr nicht mehr ohne Eintritt vor 40 Leuten, sondern gegen Bezahlung von 30 Euro im Olympia!



Ohne Mist jetzt. Habe ich alles in den letzten Jahren schon erlebt. Die (ziemlich mittelmäßige) Pariser Popband Pony Pony Run Run hatte ich vor ein paar Jahren mal in der kleinen Maroquinerie im Vorprogramm gesehen. Kaum jemand hatte sich für die interessiert. Aber dann hatten sie mit Hey You einen Hit mit Bubblegum Refrain und 2010 traten sie im Zenith auf. Vor 700o Leuten! Total verrückt! Ich frage mich fast, ob ich den jungen Leuten von Hold Your Horses! so etwas wünschen soll. Statt vor gut informierten Bloggern und anderen Musikfreaks in intimen Rahmen zu spielen, vor zigtausend Banausen ohne Musikultur den Affen zu machen.

Aber so weit sind wir ja noch nicht. Der heutige Auftritt war nämlich von professionellem Niveau weit entfernt, was aber keineswegs an der Band lag. Blame it on the sound engineer! Der Herr Tontechniker hat es einfach nicht hinbekommen, die Regler richtig einzustellen, so daß der Sound einer siebenköpfigen Band mit Violine, Trompete, Gitarre, Keyboard, Schlagzeug und Bass wie eine Kakaophonie klang. Der Gesang war kaum zu hören, stattdessen waren einige Instrumente viel zu laut, andere wiederum viel zu leise. Dennoch ließen sich die jungen Musiker zunächst nicht den Spaß nehmen und spielten so gut wie sie konnten. Sie knieten sich wirklich voll rein, hofften genau wie die Zuschauer, daß die Soundprobleme mit der Zeit in den Griff zu kriegen seien, gaben dann aber nach nur 6 Liedern auf. Allerdings gönnten sie uns noch ihren absoluten Kracher 70 Million zum Abschluß, bevor sie schulterzuckend frühzeitig die Bühne räumten. Für mich waren die technischen Mängel zu verschmerzen, denn ich wußte ja bereits wie gut und berauschend die Band spielen kann, wenn der Sound gut austariert ist. Und wenn im nächsten Jahr das Album kommt, werden sie eh noch zahlreiche Gelegenheiten haben, ihr großes Talent für den perfekten Indiepopsong unter Beweis zu stellen!

Take Away Show - Hold your Horses #3 - Strutter from La Blogotheque on Vimeo.




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