GQ | Lindsay Lohan By Ellen Von Unwerth


 Ach, die Lindsay - eigentlich lieben wir sie ja! Eigentlich! Warum lieben wir sie? Weil sie ein ganz normales, naives, teils kindlichen Mädchen ist, die einst wie Britney Spears ganz oben, mittlerweile aber sogut wie unten durch ist! Eigentlich hat Lindsay alles was man braucht: Talent! Sie modelt, schauspielert, singt, entwirft. Besser gesagt, sie modelte, sang, schauspielerte und entwarf! ...Jetzt ist sie mehr in den Klatschspalten aller Lügenmagazine zu finden - Magersucht, Lesbenliebe, Alk-Mißbrauch, Autounfälle, Flop-Kollektionen. Auch 90 Tage Knast stehen ihr bevor. Aber eins bleibt immer noch: Ihr Talent! ...hoffen wir, dass sie irgendwann doch noch die Kurve bekommt (wie Britney) und es endlich wieder mit ihrer Karriere bergauf geht. Ein guter Anfang ist gemacht, weg von den vermeindlichen Nuttenfotos, hin zu erotischen, wenn auch stark bearbeiteten Bildern - diese von Ellen von Unwerth in der deutschen Ausgabe der GQ. Und um noch mal zur Frage zurück zu kommen, warum wir Lindsay lieben? Weil Lindsay so ist, wie sie ist und sich immer treu bleibt - gerade in dieser oberflächlichen und oft belächelten Welt, in der sie lebt, ist das schon (fast) ein Wunder.

Lindsay im Interview:

GQ: Warum wollen Sie Linda Lovelace spielen, Lindsay Lohan? 
Mich hat die Universalität der Geschichte fasziniert: Wir erzählen von einer Frau, die sich in jungen Jahren Hals über Kopf in einen Mann verliebt. Und wir erzählen von der Erkenntnis, dass man das wahre Ich seines Gegenübers oft nur schwer erkennen kann, wenn man noch so unverdorben und blind vor Liebe ist. Linda Lovelaces Geschichte ist tragisch und mit dem Schicksal vieler weiblicher Hollywood-Ikonen vergleichbar: Sie finden erst dann zu sich selbst, als es schon zu spät ist. 
GQ: Gibt es Aspekte aus Linda Lovelaces Leben, die Lohan auch bei sich selbst entdeckt? Die Unsicherheiten etwa, auch in den Beziehungen zu anderen Menschen, das permanente Interesse der Öffentlichkeit? 
Definitiv. Jeder fühlt sich doch mal mehr oder weniger unsicher. Ich kann mich damit ganz gut identifizieren, ich bewundere Lovelace für ihre Stärke und dafür, dass sie irgendwann trotzdem noch den Absprung geschafft hat. ,Deep Throat‘ war für sie ein Geschenk des Himmels, obwohl der Film so kontrovers aufgefasst und diskutiert wurde. Denn er verschaffte ihr die Möglichkeit, sich endlich von diesem Monster loszusagen.
Der Seiltanz geht weiter, man könnte statt „Deep Throat“ auch „Inferno“ einsetzen, und das Monster, das im Fall von Lovelace ein Mann war, sind bei Lohan die Medien. Die hatten auch ohne die absehbar freizügige Lovelace-Rolle bereits ein enormes Interesse an ihrem Leben.
GQ: Wie will sie angesichts dessen die Balance finden, damit der Film nicht nach hinten losgeht?
Indem wir die pikanten Szenen nicht auf eine vulgäre Art und Weise umsetzen. es geht in unserem Film nicht so sehr um den rohen Sex und die Nacktszenen, sondern eher darum, auszudrücken, wie viel Angst sie hatte. Ich will zeigen, was in ihr vorging, als sie diese Momente erleben musste. Und genau das sollen die Zuschauer am Ende auch nachvollziehen können.
GQ: Wie würde Lohan ihre eigene Sicht auf das Leben beschreiben?
Auch bei mir hat sich die Sicht in den letzten Jahren verändert. Als ich in der Branche zu arbeiten anfing, wollte ich unbedingt nach ganz oben kommen – und malte mir alles völlig anders aus, als es eigentlich ist. Heutzutage geht es in Hollywood ja noch viel stärker um Prominente und Klatsch, eine Tatsache, die bei vielen tollen Schauspielern von ihrem eigentlichen Können ablenkt. Denn die Öffentlichkeit erfährt so viel über diese Menschen, dass das ihre Arbeit in Filmen überlagert.
GQ: Wie sehr stört sie das?
Ich liebe das, was ich tue, also muss ich damit umgehen können.
GQ: Was genau liebt sie daran?
Ich mag es, Geschichten zu erzählen, von denen die Leute etwas lernen können. Und ich mag das Prinzip Kino: Sich in einen dunklen Raum zu setzen, die Welt für ein paar Stunden auszublenden und auf der Leinwand Ähnlichkeiten zu sich selbst zu entdecken. Ich liebe das so sehr, dass ich sicher nicht damit aufhören werde, auch wenn sich die Umstände verändern.
GQ: Wie geht Lohan damit um, dass die Versuchung in ihrem Leben scheinbar hinter jeder Ecke lauert – und gleich dahinter die Paparazzi lauern?
Die Menschen glauben natürlich das, was sie in den Medien lesen. Es gibt all die haarsträubenden Geschichten, die jeden Tag über mich kursieren und angeblich Auskunft über mein wahres Ich geben sollen. Ich lese von Geschichten, die sich so nie zugetragen haben, und bekomme dann zu hören: Oh, aber du warst doch so süß in ,The parent Trap‘! Aber was rede ich: Anderen geht es in Hollywood ja ähnlich wie mir.
GQ: Vermitteln die Medien eine falsche Vorstellung von dem, wer sie wirklich ist?
Die Hälfte von dem, was über mich geschrieben wird, ist nicht wahr. Ich bin natürlich noch jung, mache Fehler und lerne dazu, aber das hat nicht zwangsläufig zur Folge, dass all diese Geschichten stimmen.
GQ: Von welchen Geschichten spricht sie?
Dass ich am Ende wäre, ständig Party mache, all diese Dinge. Ich habe auch noch eine Seele, das darf man nicht vergessen.
GQ: Lebt sie also nur das Partyleben einer typischen Mittzwanzigerin aus, mit dem Unterschied, dass über das Partyleben der wenigsten anderen derart berichtet wird?
Die Medien machen nur in den Sekunden ihre Aufnahmen, in denen sie die Realität so auslegen können, wie sie es sich ausmalen. Wenn ich niese, werden Fotos veröffentlicht, in denen ich angeblich bitterlich weine. Und wenn ich mir meine Hand vor Mund und Nase halte, heißt es gleich, ich wäre schwer verkatert und hätte eine heftige Partynacht hinter mir. Man kann sich gar nicht vorstellen, welche Ausmaße das inzwischen angenommen hat.

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