Carl Barât, Köln, 31.10.10


Konzert: Carl Barât (& Swimming)
Ort: Gebäude 9, Köln

Datum: 31.10.2010

Zuschauer: wohl so gut wie ausverkauft
Dauer: Carl Barât 80 min, Swimming gut 25 min



Gut, ich war sicher, nicht viel falsch zu machen, als ich entschied, zu Carl Barât ins Gebäude 9 zu gehen. Jedes meiner bisherigen Konzerte des zuverlässigeren Libertines war sehr gut, allerdings kannte ich da seine Musik auch bereits vor dem Auftritt. Carls erstes Album unter seinem richtigen Namen hatte ich bisher nicht gehört. Aber Köche verlernen ihr Handwerk ja auch nicht, wenn sie ein neues Restaurant eröffnen, das Risiko war also überschaubar.

Der Musiker war nicht alleine auf der Bühne, er hatte eine richtig große Band mitgebracht. Neben ihm stand ein weiterer Gitarrist, auf der anderen Seite ein Bassist und eine Cellistin, in der zweiten Reihe Schlagzeuger und Keyboarder.

Carls neue Platte deckt musikalisch ein weites Spektrum ab - von Liedern, die nach den Libertines klangen, über Stücke, die von den Dresden Dolls stammen könnten (The fall) bis zu Stoner Rock (Death fires burn at night - fies!). Schlecht war das alles (bis auf Death fires burn at night) nicht! Aber ganz ehrlich waren wir alle wegen der Gassenhauer der Libertines und des ersten Dirty Pretty Things Albums da und davon gab es reichlich!

Carl Barât schien Spaß an dem Auftritt zu haben - bzw. versteht er, dies zu vermitteln. Säle voller verliebt guckender Frauen und um deren Aufmerksamkeit buhlender Typen sieht er im Gegensatz zu denen schließlich regelmäßig. Übertrieben routiniert oder arrogant wirkte nichts an dem Sänger. Er weiß natürlich, wie er Säle wie das Gebäude 9 sofort hat, das führt aber nicht zu lustlosem Abspulen des Programms. Nach den Libertines Reunion Konzerten im Sommer hätte ich durchaus verstanden, wenn man ihm den Pflichtauftritt in der Provinz deutlicher angemerkt hätte. Dieses Herangehen an seinen Job machte mir den Musiker extrem sympathisch.

Zur Musik ist das meiste bereits gesagt. Ich hatte nicht damit gerechnet, daß Carl so viel alte Sachen spielen würde. Schon im normalen Teil des Konzerts kamen mit The man who would be king, Up the bracket und Death on the stairs drei Knüller der Libertines. Wirklich speziell wurden die Zugaben. Erst kam der Sänger alleine mit akustischer Gitarre zurück. Nach einer Weile begann eine Art Wunschkonzert. "Ich spiele jetzt noch ein Lied? Zwei Lieder? Ok, drei Lieder!" Er ließ sich vorschlagen, was kommen sollte. "What Katie did? Nein, das versaue ich immer." Schwer vorstellbar - aber gut. Auch ohne diesen Hit war der Abend herausragend! Aber das wußte ich ja eigentlich schon vorher...

Setlist Carl Barât, Gebäude 9, Köln:*

01: Je regrette, je regrette
02: Run with the boys
03: The man who would be king (The Libertines)
04: Carve my name
05: She's something
06: Driftwood (Dirty Pretty Things)
07: The magus
08: So long, my lover
09: Up the bracket (The Libertines)
10: What have I done?
11: Death fires burn at night
12: Death on the stairs (The Libertines)
13: Bang bang you're dead (Dirty Pretty Things)

14: What a waster (The Libertines) (Z)
15: 9 lives (Dirty Pretty Things) (Z)
16: France (The Libertines) (Z)
17: The fall (Z)
18: Music when the lights go out (The Libertines) (Z)
19: Time for heroes (The Libertines) (Z)
20: Truth begins (Dirty Pretty Things) (Z)
21: Don't look back into the sun (The Libertines) (Z)

Links:

- Fotos von Carl Barât aus dem Gebäude 9
- Rest folgt


* Vorgruppe war Swimming aus den englischen Midlands. Mir gefiel die britische Version von Yeasayer recht gut, ob es für mehr reicht, weiß ich gerade nicht.



Carl Barât, Köln, 31.10.10


Konzert: Carl Barât (& Swimming)
Ort: Gebäude 9, Köln

Datum: 31.10.2010

Zuschauer: wohl so gut wie ausverkauft
Dauer: Carl Barât 80 min, Swimming gut 25 min



Gut, ich war sicher, nicht viel falsch zu machen, als ich entschied, zu Carl Barât ins Gebäude 9 zu gehen. Jedes meiner bisherigen Konzerte des zuverlässigeren Libertines war sehr gut, allerdings kannte ich da seine Musik auch bereits vor dem Auftritt. Carls erstes Album unter seinem richtigen Namen hatte ich bisher nicht gehört. Aber Köche verlernen ihr Handwerk ja auch nicht, wenn sie ein neues Restaurant eröffnen, das Risiko war also überschaubar.

Der Musiker war nicht alleine auf der Bühne, er hatte eine richtig große Band mitgebracht. Neben ihm stand ein weiterer Gitarrist, auf der anderen Seite ein Bassist und eine Cellistin, in der zweiten Reihe Schlagzeuger und Keyboarder.

Carls neue Platte deckt musikalisch ein weites Spektrum ab - von Liedern, die nach den Libertines klangen, über Stücke, die von den Dresden Dolls stammen könnten (The fall) bis zu Stoner Rock (Death fires burn at night - fies!). Schlecht war das alles (bis auf Death fires burn at night) nicht! Aber ganz ehrlich waren wir alle wegen der Gassenhauer der Libertines und des ersten Dirty Pretty Things Albums da und davon gab es reichlich!

Carl Barât schien Spaß an dem Auftritt zu haben - bzw. versteht er, dies zu vermitteln. Säle voller verliebt guckender Frauen und um deren Aufmerksamkeit buhlender Typen sieht er im Gegensatz zu denen schließlich regelmäßig. Übertrieben routiniert oder arrogant wirkte nichts an dem Sänger. Er weiß natürlich, wie er Säle wie das Gebäude 9 sofort hat, das führt aber nicht zu lustlosem Abspulen des Programms. Nach den Libertines Reunion Konzerten im Sommer hätte ich durchaus verstanden, wenn man ihm den Pflichtauftritt in der Provinz deutlicher angemerkt hätte. Dieses Herangehen an seinen Job machte mir den Musiker extrem sympathisch.

Zur Musik ist das meiste bereits gesagt. Ich hatte nicht damit gerechnet, daß Carl so viel alte Sachen spielen würde. Schon im normalen Teil des Konzerts kamen mit The man who would be king, Up the bracket und Death on the stairs drei Knüller der Libertines. Wirklich speziell wurden die Zugaben. Erst kam der Sänger alleine mit akustischer Gitarre zurück. Nach einer Weile begann eine Art Wunschkonzert. "Ich spiele jetzt noch ein Lied? Zwei Lieder? Ok, drei Lieder!" Er ließ sich vorschlagen, was kommen sollte. "What Katie did? Nein, das versaue ich immer." Schwer vorstellbar - aber gut. Auch ohne diesen Hit war der Abend herausragend! Aber das wußte ich ja eigentlich schon vorher...

Setlist Carl Barât, Gebäude 9, Köln:*

01: Je regrette, je regrette
02: Run with the boys
03: The man who would be king (The Libertines)
04: Carve my name
05: She's something
06: Driftwood (Dirty Pretty Things)
07: The magus
08: So long, my lover
09: Up the bracket (The Libertines)
10: What have I done?
11: Death fires burn at night
12: Death on the stairs (The Libertines)
13: Bang bang you're dead (Dirty Pretty Things)

14: What a waster (The Libertines) (Z)
15: 9 lives (Dirty Pretty Things) (Z)
16: France (The Libertines) (Z)
17: The fall (Z)
18: Music when the lights go out (The Libertines) (Z)
19: Time for heroes (The Libertines) (Z)
20: Truth begins (Dirty Pretty Things) (Z)
21: Don't look back into the sun (The Libertines) (Z)

Links:

- Fotos von Carl Barât aus dem Gebäude 9
- Rest folgt


* Vorgruppe war Swimming aus den englischen Midlands. Mir gefiel die britische Version von Yeasayer recht gut, ob es für mehr reicht, weiß ich gerade nicht.



Keep Schtum - Keep It Deep Guest Mix

Sonntag, 31. Oktober 2010. Vorabend von Allerheiligen. All Hallows' Even. Halloween. Wie kaum einen anderen "Trend" haben sich diesen die Diskothekenbesitzer und Partyveranstalter gerade in etwas ländlicheren Gegenden zu Eigen gemacht, um kräftig Kasse zu machen. Da ab Sonnenuntergang sowieso schon alle randvoll getankt sind, spielt auch keine Rolle mehr, was man ihnen musikalisch, an "Deko" und "Specials" vorsetzt, vorausgesetzt, der Techno ist ist minimal (oder vielmehr m_n_ml), der House ist voll von afro-kubanischen Conga- und Bongo-Elementen, es gibt wenigstens einen R'n'B- und Elektro-Floor, und Shots kosten nicht vielmehr als fünfzig Cent. Da klinke ich mich gerne aus, verbringe den Abend entweder alleine hinter einem Bücherstapel oder gemeinsam mit Freunden, einem kühlen Bier oder wohltemperierten Wein. Nennt mich ruhig Langweiler oder Spiesser. In der Nacht vom 31. Oktober auf den 01. November bin ich das sehr gerne.

Wer ähnlich denkt und fühlt, wer sich heute ebenfalls zurückzieht, alleine oder mit Freunden, auf handverlesene Musik irgendwo zwischen House und Disco nicht verzichten möchte, sei der heutige Guest Mix umso mehr ans Herz gelegt. Zusammengestellt, eingespielt und aufgenommen hat ihn der Ire Michael McKenna. Auf PowerFM hat er seine eigene Radio Show, und Edit-Jägern sowie Goldgräbern gleichermassen dürfte sein Künstleralias Keep Schtum nicht ganz unbekannt sein. Auf ihn gestossen bin ich vor nun doch mehr als zwei Jahren, und zwar das Blog Soul Industries, auf welchem der Freiburger und nun Wahl-Züricher Shaddy hin und wieder seine Fundstücke präsentiert hat. Mehr über Michael "Keep Schtum" McKenna erfahrt ihr im folgenden von ihm selbst:


1. Dear Michael, would you like to introduce yourself?

My name is Michael McKenna from 'Keep Schtum'. I am a DJ, Producer and Promoter from Dublin in Ireland. You can see what I'm up to at www.facebook.com/michaelkeepschtum.


2. When did your initial music spark ignite?

In the mid 80's, when I was in my early/mid teens I started getting into 60's and 70's rock like Jimi Hendrix and Jefferson Aeroplane. This quickly progressed into indie guitar music like The Stone Roses and The Charlatans, then onto the Happy Mondays and next Acid House. Within the next few years I had bought a set of Decks.


3. Who and what is your most important influence?

That's a difficult one. No one individual person or thing has had a large influence on me musically. However there was a 'Mixmag' mix-tape by Kevin Saunderson released in 1992 that definitely pushed me towards wanting to become a DJ. I probably have most of the tunes from that mix on vinyl now and still occasionally play one or two of them.


4. How would you describe your own style?

Again, hard to say. It really depends where I play. I suppose you could say anything I play generally falls under the headings of Balearic, Soul, Disco or House, but I occasionally play other stuff too.


5. Do you produce your own tracks and what are you currently working on?

Yes I do. I did a few original productions a few years ago and some disco re-edits slightly more recently. You can check a few of them out at Michael Keep Schtum. Two of the disco re-edits are available for free download and the other 3 are for sale on vinyl at www.juno.co.uk.

Currently, after a long break from production, I have just started 2 new re-edits that should be done pretty quickly and I am sifting through some old files of partly completed songs that I salvaged from an old computer of mine. A while back I actually lost every thing I had worked on over the previous few years when my external hard drive died at the same time as I was reformatting my laptop. I now back up everything 3 times after that nightmare.


6. What are your future plans?

More re-edits, more original productions and to continue with the radio show on Powerfm.org. I'm also warming up for Moodymann when he plays in Dublin at the end of October, which I'm looking forward to and I'm going to start making an effort to get more gigs outside of Ireland.



Hier nun der Mix:

Keep Schtum Guest Mix for Keep It Deep by Keep Schtum



Tracklist: maybe later...


Mehr im Web:

Keep Schtum @ MySpace
Michael "Keep Schtum" McKenna @ Facebook
Michael "Keep Schtum" McKenna @ Soundcloud
Keep Schtum Radio @ PowerFM

Various Artists - BOE X (Ladzinski, Azuni,...)

Zunächst ging es mir nur um einen Track, "(Baby Don't You) Make Me High" aus dem Hause Azuni. Wer das Blog ein wenig mitverfolgt hat über die Zeit seines Bestehens hinweg, weiss, dass ich ein grosser Fan des Projektes von Gianni Siravo und Sven Lacoste bin. Zwar kommen beide nicht aus dem Nichts, Gianni Siravo hat schon zuvor mitgemischt auf Label wie Straight Ahead, Pulver oder Sonar Kollektiv (unter dem Künstleralias Sequel), und dennoch legten beide mit "City Look" auf Sthlmaudio Recordings ganz unerwartet ein ruhiges und dennoch kraftvolles House-Album auf. Man kann und darf den Sound von Azuni durchaus mit dem schweizer Radrennfahrer Fabian Cancellara vergleichen, der seine Siege mit ebengleicher Ruhe und Kraft herausfährt. Vielleicht erscheint, um einmal im Radsport zu bleiben, ein Klassiker-Sieg des Belgiers Tom Boonen bei der Flandern-Rundfahrt oder Paris Roubaix ein wenig spektakulärer. Fabian Cancellara jedoch wohnt, genauso wie Azuni, eine stille Grösse inne.

Wieder zurück zur Musik. Für das Label von Ben Parkinson, Boe Recordings, haben Gianni Siravo und Sven Lacoste kürzlich einen Track gebastelt, der mich in meiner (nun nicht mehr ganz so) heimlichen Vermutung bestätigt, dass Garage-angehauchte Sounds derzeit ein wenig Auftrieb erfahren. Der Wind weht dabei aus unterschiedlichen Produzentenrichtungen. Ganz stark beispielsweise aus der Region Paris / Île de France, wo sich um das Label My Love Is Underground jede Menge Garage-Nostalgiker zusammenfinden. Man könnte sogar den Slogan "Vocals are back" einbringen, auch wenn diese ganz weg ja noch nie waren. Nur sind und werden sie womöglich noch vielmehr salonfähiger, clubtauglicher. We'll see. Azunis Track "(Baby Don't You) Make Me High" jedenfalls ist der Jersey-Touch deutlich anzuhören. Das fängt bei den Kickdrums an und hört bei den Stimmfetzen auf. Diese sowie die Keys erscheinen allerdings noch recht zaghaft, man dürfte diese - ginge es nur und ausschliesslich um meine Geschmackspräferenzen - gerne noch etwas kräftiger ausbauen, vielleicht sogar bis hin zum Schema Vokal-Auftakt - Vers - Refrain - Vers - Refrain. Oder so. Wobei dann wiederum die Gefahr besteht, in Richtung Vega Records und der Suche nach dem Pop-Moment abzudriften. Dann doch lieber nur kurz anreissen.

B2 Azuni - (Baby Don't You) Make Me High by boerecordings

Auf der 12" mit dem Titel "BOE X" befinden sich obendrein noch ein paar durchaus hörens- und spielenswerte Tracks bisher noch etwas unbekannterer Produzenten, sei es Ladzinski, Nils Anthes oder Marc Vacher. Sollte man auf jeden Fall im Auge behalten. Die Produzenten genauso wie das Label Boe Recordings.

B1 Marc Vacher - I Know by boerecordings


English (short) version: a swiss premium house affair with a touch of garage and three worth-to-check cuts by up and coming and still to discover producers Ladzinski, Nils Anthes and Marc Vacher. But not only the producers did a great job, it is also Ben Parkinson, founder of Boe Recordings, that shows up with an award-winning a&r label work. Hopefully to be continued!


Mehr im Web:

Azuni @ MySpace
Azuni - Podcast @ Darkaudio
Ladzinski @ MySpace
Nils Anthes
Boe Recordings @ MySpace
Boe Recordings @ Soundcloud

Ladzinski Promo July 2010 by Ladzinski

Ripperton - Miegakure (Mark August / I:Cube Remixes)

Gestern Abend war ich in Basel. Auf dem Shift Festival. Sehr schön war's, auch wenn das Sandwich, das ich zur Vorbeugung eines Blutzuckerabfalls auf dem Festivalgelände erstanden habe, vom Geschmack und der Konsistenz her vergleichbar war mit einem Wandervesper, das den ganzen Tag über im Rucksack vor sich hin matschen durfte. Nun bin ich in dieser Hinsicht durchaus nicht anspruchsvoll oder kleinlich, aber dennoch eine Bitte an die Festivalküche: lasst doch im nächsten Jahr die öl- und essiggetränkten Antipasti-Stückchen weg.

Doch bin ich nicht des gepflegten Dinierens wegen nach Basel gefahren. Mir ging es ausschliesslich um die Musik, die Kunstausstellungen, Vorträge, Menschen und Stimmungen. Gehört habe ich das Moritz von Oswald Trio, Dorian Concept, Jimmy Edgar, Juan Atkins und Chris Air. An dieser Stelle nehme ich mir jedoch vorerst den Rat eines Bekannten zu Herzen, der mir gestern, zu vorgerückter Stunde nahelegte, ein (mögliches) Review erst einmal mit den folgenden Worten zu beginnen: "Es war okay, aber ich schreibe zunächst lieber über neue Tracks." Das soll jetzt bitte nicht als qualitätsbewertende Aussage verstanden werden. Ich benötige nur etwas Zeit, bis sich die eingefangenen Sinneseindrücke setzen.

Diese Riesenorgie, der meine Sinneszellen ausgesetzt war, verarbeitet sich neuronal am besten zuhause. In Frieden und Ruhe, um wieder einen Zustand der Ausgeglichenheit und Gelassenheit zu erlangen, im anglo-amerikanischen Sprachkreis umschrieben mit den Wörtchen "serene" oder "at peace". "At Peace" - so lautet auch der Titel eines Tracks aus dem Album "Niwa des Schweizers Raphael Ripperton. Sehr früh in diesem Jahr ist es Erschienen, Ende Januar, Anfang Februar, wenn ich mich zu erinnern versuche, und derzeit habe ich das negative Empfinden, dass es in einer Flut an Herbstveröffentlichungen ein wenig unterzugehen droht, obwohl die erschaffenen Soundscapes und deren Arrangement in Albumform so schlecht gar nicht sind.

Der Track "At Peace", zu dem eine Christina Wheeler einen Stimmbeitrag leistet, erscheint auf der vorliegenden 12" eine Überarbeitung durch den Alt- oder Grossmeister der französischen House-Szene, Nicolas Chaix alias I:Cube, der in diesem Jahr einen nicht unwesentlichen Erfolg gelandet hat mit "Mérovingienne, veröffentlicht auf seiner Homebase Versatile Records. Die Gesangsbruchstücke und Vocalspielereien, die doch recht zaghaft ausgelegten Synthesizer-Kissen und Streicherelemente des Originals, reichert er mit jeder Menge herbstlicher Süsse an, was "At Peace" in der Folge fülliger und opulenter erscheinen lässt. Die beinahe schon sinfonischen Flächenarrangements, die langen verhallenden Klänge und cremigweich fliessenden Drumpattern sind ganz bestimmt nicht jedermanns Sache - genausow wenig wie Portwein und andere Süssweine nicht jedermanns Geschmack sind. Meiner hingegen ist es, und deswegen beide Daumen hoch für diesen Remix:

Ripperton feat. Christina Wheeler - At peace (I:cube tape mix) Green 009.2 - Promocut by ripperton

Der "Sandbox" hingegen hat sich der niederländische DJ und Produzent Mark August angenommen. Als Produzent und Remixer unter anderem bereits auf Connaisseur, Perspektiv oder Mule unterwegs gewesen, hatte ich anfangs trotzdem Berührungsängste mit seinem Werk - hin und wieder verfluche ich mich selbst, dass ich nicht 100% unvoreingenommen an (Club-)Musik herantreten kann. Diese (Berührungsängste) wusste Mark August jedoch auszuräumen. Er verwandelt das Original in einen unaufgeregten House-Track, der mit ruhiger Perkussion und gemütlich marschierenden Bassdrums auf die Tanzfläche führt. Besonders gefällt mir, mit welch unhektischer Erzählweise er das Glockenmelodie- und Streicherthema im Break zur Geltung bringt. Fein!

Ripperton - The sandbox (Mark August Remix) Green 009.2 - Promocut by ripperton


English (short) version: two brilliant remixes. One by Dutch DJ and producer Mark August, one by French DJ and producer I:Cube. Mark August delivers a cool club-friendly version of "The Sandbox" that is characterized by a charming calm. I:Cube takes "At Peace" deep down to a dreamy, lush and sultry atmosphere. Both thumbs up!


Mehr im Web:

Ripperton @ MySpace
Ripperton
I:Cube @ Soundcloud
Mark August @ MySpace
Mark August
Green @ MySpace
Green @ Facebook
Green @ Soundcloud<

Horst P. Horst - Electric Beauty

George Hoyningen-Huene, Portrait of Horst, 1931
 
The son of a well-to-do hardware merchant, Horst Paul Bohrmann (1906-1999) was born in the eastern German town of Weißennfels-an-der-Saale. Although he seldom bothered to use his surname, he formally dropped it in 1943, after he had become an American citizen, so as not to be confused with the Nazi official Martin Bormann. He legally changed his name to Horst P. Horst. 

Horst P. Horst, Odalisque I, 1943

A mild case of tuberculosis brought Horst's public school days to an end. He spent a year in a sanatorium in Switzerland in the early 1920s. After briefly studying Chinese in Frankfurt am Main, he worked in an import-export firm as a file clerk. Introduced to the arts by his paternal aunt, Horst longed to find a way into that world. He was particularly fascinated by the Bauhaus. Initially interested in architecture, Horst entered the Kunstgewerbeschule in Hamburg to design furniture. In 1930, he moved to Paris where was accepted by Le Corbusier as an apprentice in the Bauhaus architect's studio

Horst P. Horst, Dali Costumes, 1939

While at a Parisian café, Horst met Baron George von Hoyningen-Huene, a Russian emigrant and photographer for Vogue magazine. Influenced by Huene, who became his lover, Horst abandoned architecture in favor of photography. He worked as an assistant and occasional model for Huene. Through him, Horst met fashion photographer Cecil Beaton and Vogue art director Mehemed Agha. In 1931 Agha invited Horst to the Vogue studio in Paris to learn how to photograph fashion models. Initially, Horst's work echoed the cool classicism of Huene, with plain or geometric backgrounds, artificial lights that emphasized chiaroscuro, and an occasional reference to ancient Greek or Roman sculpture.

Horst P. Horst, Coco Chanel, 1937

Horst's first pictures appeared in the December 1931 issue of French Vogue. It was a full-page advertisement showing a model in black velvet holding a Klytia scent bottle in one hand with the other hand raised elegantly above it. Horst's real breakthrough as a published fashion and portrait photographer was in the pages of British Vogue starting with the 30 March 1932 issue showing three fashion studies and a full-page portrait of the daughter of Sir James Dunn, the art patron and supporter of Surrealism.


  Horst P. Horst, Bending Nude, 1941

In 1932, Horst held his first exhibition in Paris. After a brief period of freelancing, he was hired by Vogue in 1935 after the temperamental Huene quit the magazine. His affair with Huene over, Horst became involved with Luchino Visconti, the Italian aristocrat who was to become an important filmmaker. In 1938, Horst met British diplomat Valentine Lawford, who became his longtime companion and biographer. The two remained together until Horst's death. The 1930's were an exciting time for Horst. His work was published and exhibited in both America and France. His circle of influential friends grew to include artists such as Jean Cocteau, and fashion designer Coco Chanel whom he called "the queen of the whole thing". He would photograph her fashions for three decades. 


 Horst P. Horst, Electric Beauty, 1939

Electric Beauty (above) dates from 1939, the year in which Europe entered the Second World War. With its backdrop relating to Hieronymus Bosch's Temptation of Saint Anthony, it goes beyond a depiction of the more surreal aspects of the fashion industry to communicate a sense of impending menace. Horst left for America in late summer of 1939, shortly after taking what would be one of his most enduring images - of a model, bathed in deep shadows, wearing an unraveling corset. He said the Mainbocher Corset summed up his feelings about an era's end. ''While I was taking it,'' he said, ''I was thinking of all that I was leaving behind.'' 

Horst P. Horst, Mainbocher Corset, 1939

When war was declared between America and Germany on 7 December 1941, Horst was called up for service, though he was not officially enrolled until July 1943. The late 1930s and early 1940s were his most productive years. As a typical example of wartime escapism, the Rita Hayworth film Cover Girl (1944) provided Horst with the opportunity to produce one of his most sumptuous film-star covers in a montage of seven different portraits of the cover girl Susann Shaw set against a silk design. His picture of Loretta Young became an almost immediate classic when it was featured in a special edition of Vogue which included masterpieces of photography selected by Edward Steichen to show off the first hundred years of the medium.

Horst P. Horst, Round the Clock I, 1987

He went on to have a successful career as a photographer for American Vogue, though, in the 1960's, when editors demanded more lifelike shots of models running and skipping, he fell out of favor. In the 1980s, the dramatic pre-war photographic style became popular again, and Horst enjoyed a rejuvenation of his career. Synonymous with the creation of images of elegance, style, and glamour, he was sought out by such stars of the 1980s as pop group Duran Duran. Horst' career can be said to have reached Old Master status when pop goddess Madonna created her celebrated hymn to classic fashion photography with her single Vogue in 1990. In the video directed by David Fincher, she posed as a recreation of Horst's most iconic fashion image, a model seen from behind, wearing a partially tied, back-laced corset made by Detolle.

Horst P. Horst, Edith Sitwell (profile, close-up), 1948

Failing eyesight and poor health marred Horst's last years. He died at his home in Palm Beach Gardens, Florida on November 18, 1999. You can see more works of him on his official website.

It's cold outside

... but still sexy. Fashion never dies.



Cruisin' Da 101 To Freiberg - Doc's Holy Halls














Wenn auch nicht ganz so spektakulär wie in Kalifornien ging es gestern die 101 ("BIG SNAKE") nach Freiberg/Ost hinunter, um Matthias' neue Halle mit Freiberger Pils und einem Stück der heimischen Eierschecke zu begießen. Annähernd alle Oldstyler folgten diesem Ruf und versammelten sich im VW-Oldiparadies. Als Special Guest waren die Jungs von RESTOKURTY geladen. Mit den ersten warmen Nächten wird es 2011 eine angemessene Party mit allen OLD STYLE-Fahrzeugen geben.

Thanx Crazy Doc!!!
theluckybug.blogspot.com















Denis Jones, Paris, 30.10.10


Konzert: Denis Jones
Ort: Chez Justine, Paris
Datum: 30.10.2010
Zuschauer: hmm
Konzertdauer: etwa 40 Minuten


Eigentlich war ich auf eine Party bei einem sehr netten Landsmann eingeladen. Ob es einen Zusammenhang mit Halloween gab, weiß ich nicht. Ist aber auch egal, denn ich wollte auf jeden Fall da hin, gruselig geschminkt oder nicht. Seitdem ich wie so ein Junkie quasi jeden Abend auf Konzerten unterwegs bin, ist es schwierig geworden, mich zu einer Party anzulocken (es sei denn es tritt dort eine Band auf). Meine sozialen Kontakte fokussieren sich stark auf andere Musikverrückte, ebenso süchtige Konzertgänger, Indiemusiker, Konzertveranstalter, Gigfotografen, andere Blogger, Labelmenschen etc. Obwohl es natürlich auch hier ein paar Arschgeigen gibt, fühle ich mich in dem Milieu pudelwohl. Aber ich möchte trotzdem auch gerne mal sehen, wie andere Mitbürger in Paris so leben und Leute kennenlernen, die nicht direkt etwas mit Musik zu tun haben. Das Problem war bloß: am heutigen 30. Oktober gab es natürlich auch wieder einige spannende Konzerte. Logisch. Irgendwo spielt in Paris immer die Musik, jeden Tag.

Die Auswahl war wieder einmal prima und es war schwierig, sich auf einen Gig festzulegen. Crystal Castles zappelten in der ausverkauften Cigale rum (ich mag die seltsamerweise, obwohl ich eigentlich überhaupt kein Anhänger synthetischer Musik bin), Beach Fossil beehrten die Flèche d'or und Ariel Pink trat im Nouveau Casino auf.

Aber meine Wahl fiel auf eine Veranstaltung, die gleich gegenüber des Nouveau Casino, im Cafe/Restaurant Chez Justine stattfand. Hier sollte der Brite Denis Jones spielen, mit dem fast eine Oliver Peel Session zu Stande gekommen wäre. Wohlgemerkt: ich wollte trotzdem auf die Fete zu meinem netten Landsmann. Ich dachte, es sei beides möglich. Erst Denis Jones bei Justine gucken und dann ab zur Party. Ich hatte nicht nur meine Frau dabei, sondern auch eine Flasche Wein, die ich dem Gastgeber übereichen wollte. Daraus wurde aber nichts, weil das laut My Space für 20 Uhr angesetzte Konzert von Denis Jones letzlich um 22 Uhr 30 begann. Zuerst wurde hier der samstägliche Restaurantbetrieb durchgezogen. Schicke Leute (" des gens branchés" wie man in Frankreich sagt) drängelten sich im Minutentakt zur Tür herein, um überteuerte Burger (15 Euro der kleine Cheeseburger mit Pommes Frites, happig!) oder Cocktails an der Bar zu trinken. Ich hatte den Laden Chez Justine ganz anders in Erinnerung. Als ich vor etwa zwei Jahren hier gegen 18 Uhr einmal zum Aperitif einkehrte, saß man auf stimmunsvollen, abgewetzten Sesseln und schrammeligen Tischen. Das hatte Atmosphäre und den typisch Pariser Bohème Charme. Nun aber haben die (neuen?) Betreiber die alten Möbel rausgeworfen, machen verstärkt auf angesagtes Restaurant und zielen es auf eine zahlungskräftige Klientel ab. Nichts für mich, ich fühlte mich nur mittelmäßig wohl. Auch der Künster selbst, Denis Jones, äußerte sich vor dem Gig skeptisch und fragte sich, ob die mampfenden Schönlinge ihm denn überhaupt Beachtung schenken würden. Letztlich verhielt sich das Publikum aber relativ fair und es wurde nicht allzu heftig geplappert. Begünstigend kam hinzu, daß die Boxen ziemlich laut aufgedreht wurden und der Kollagensound des Klangkünstlers Denis Jones die Plaudereien an den Tischen weitestgehend überdeckte. Schade allerdings, daß es technische Probleme gab. Zunächst riss dem Briten schon nach ein paar Takten eine Gitarrenseite, die er eigenhändig reparieren musste und dann war der Rauschebartträger auch mit dem Ton nicht so recht zufrieden. Seine Loop-und Sampeltechnik ist faszinierend, allerdings auch störungsanfällig und live nicht immer leicht zu reproduzieren. "Sorry ich kann hier nur die halbe Leistung bringen", sagte er etwa in der Mitte des Auftritts schulterzuckend in Richtung des Publikums. Aber das störte mich persönlich nicht sonderlich, denn das enorme Potential und der Ideenreichtum des Engländers war dennoch einwandfrei zu erkennen. Seine Stimme ist vorzüglich und seine Elektrofrickeleien klingen so organisch, daß man das Ganze trotzdem noch als Folk bezeichnen kann. Eine moderne Interpretation des Genres freilich. Future Folk kann man bei Last fm lesen und dieser Begriff trifft die Sache schon sehr gut. Anstatt am konventionellen Singer/Songwriter-schema festzuhalten, bei dem traurige Männer traurige Lieder auf einer Akustikgitarre zum Vortrage bringen, feilt Jones an einem Stil, der zwar in den letzten Jahren auch schon von einigen anderen Künstlern angewendet wurde, aber dennoch ganz klar die Handschrift seines Autors trägt. Vor allem aber: die Lieder von Denis sind einfach wunderschön! Sie stammten heute größtenteils von seinem letzte Output Clap Hands, in Ausnahmefällen aber auch von seinem Debüt Humdrum Virtue. Eine Setlist hatte der talentierte Musiker trotzdem nicht, denn ein Teil des Sets bestand aus freien Improvisationen. Dennoch wurde es über die gesamte Länge nie zu experimentell, weil Jones unkonventionellen Liedern, auch immer mal wieder Stücke hinterherschickte, die einen eher klassischen Folkaufbau hatten. Visuell wurden die Tracks von abstrakten Videos untermalt, die die hypnotische Wirkung des Songmaterials noch unterstrich.

Nach etwa 40 Minuten hatte Jones fertig und schlich von der kleinen Bühne. Ich (und diejenigen die zugehört haben) hatte(n) ein feines Konzert erlebt, das ich mir noch durch CD Käufe versüßte. Ich lehne mich sicherlich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, daß die Indiegemeinde von Denis Jones in den nächsten Jahren noch so einiges hören wird.



Denis Jones, Paris, 30.10.10


Konzert: Denis Jones
Ort: Chez Justine, Paris
Datum: 30.10.2010
Zuschauer: hmm
Konzertdauer: etwa 40 Minuten


Eigentlich war ich auf eine Party bei einem sehr netten Landsmann eingeladen. Ob es einen Zusammenhang mit Halloween gab, weiß ich nicht. Ist aber auch egal, denn ich wollte auf jeden Fall da hin, gruselig geschminkt oder nicht. Seitdem ich wie so ein Junkie quasi jeden Abend auf Konzerten unterwegs bin, ist es schwierig geworden, mich zu einer Party anzulocken (es sei denn es tritt dort eine Band auf). Meine sozialen Kontakte fokussieren sich stark auf andere Musikverrückte, ebenso süchtige Konzertgänger, Indiemusiker, Konzertveranstalter, Gigfotografen, andere Blogger, Labelmenschen etc. Obwohl es natürlich auch hier ein paar Arschgeigen gibt, fühle ich mich in dem Milieu pudelwohl. Aber ich möchte trotzdem auch gerne mal sehen, wie andere Mitbürger in Paris so leben und Leute kennenlernen, die nicht direkt etwas mit Musik zu tun haben. Das Problem war bloß: am heutigen 30. Oktober gab es natürlich auch wieder einige spannende Konzerte. Logisch. Irgendwo spielt in Paris immer die Musik, jeden Tag.

Die Auswahl war wieder einmal prima und es war schwierig, sich auf einen Gig festzulegen. Crystal Castles zappelten in der ausverkauften Cigale rum (ich mag die seltsamerweise, obwohl ich eigentlich überhaupt kein Anhänger synthetischer Musik bin), Beach Fossil beehrten die Flèche d'or und Ariel Pink trat im Nouveau Casino auf.

Aber meine Wahl fiel auf eine Veranstaltung, die gleich gegenüber des Nouveau Casino, im Cafe/Restaurant Chez Justine stattfand. Hier sollte der Brite Denis Jones spielen, mit dem fast eine Oliver Peel Session zu Stande gekommen wäre. Wohlgemerkt: ich wollte trotzdem auf die Fete zu meinem netten Landsmann. Ich dachte, es sei beides möglich. Erst Denis Jones bei Justine gucken und dann ab zur Party. Ich hatte nicht nur meine Frau dabei, sondern auch eine Flasche Wein, die ich dem Gastgeber übereichen wollte. Daraus wurde aber nichts, weil das laut My Space für 20 Uhr angesetzte Konzert von Denis Jones letzlich um 22 Uhr 30 begann. Zuerst wurde hier der samstägliche Restaurantbetrieb durchgezogen. Schicke Leute (" des gens branchés" wie man in Frankreich sagt) drängelten sich im Minutentakt zur Tür herein, um überteuerte Burger (15 Euro der kleine Cheeseburger mit Pommes Frites, happig!) oder Cocktails an der Bar zu trinken. Ich hatte den Laden Chez Justine ganz anders in Erinnerung. Als ich vor etwa zwei Jahren hier gegen 18 Uhr einmal zum Aperitif einkehrte, saß man auf stimmunsvollen, abgewetzten Sesseln und schrammeligen Tischen. Das hatte Atmosphäre und den typisch Pariser Bohème Charme. Nun aber haben die (neuen?) Betreiber die alten Möbel rausgeworfen, machen verstärkt auf angesagtes Restaurant und zielen es auf eine zahlungskräftige Klientel ab. Nichts für mich, ich fühlte mich nur mittelmäßig wohl. Auch der Künster selbst, Denis Jones, äußerte sich vor dem Gig skeptisch und fragte sich, ob die mampfenden Schönlinge ihm denn überhaupt Beachtung schenken würden. Letztlich verhielt sich das Publikum aber relativ fair und es wurde nicht allzu heftig geplappert. Begünstigend kam hinzu, daß die Boxen ziemlich laut aufgedreht wurden und der Kollagensound des Klangkünstlers Denis Jones die Plaudereien an den Tischen weitestgehend überdeckte. Schade allerdings, daß es technische Probleme gab. Zunächst riss dem Briten schon nach ein paar Takten eine Gitarrenseite, die er eigenhändig reparieren musste und dann war der Rauschebartträger auch mit dem Ton nicht so recht zufrieden. Seine Loop-und Sampeltechnik ist faszinierend, allerdings auch störungsanfällig und live nicht immer leicht zu reproduzieren. "Sorry ich kann hier nur die halbe Leistung bringen", sagte er etwa in der Mitte des Auftritts schulterzuckend in Richtung des Publikums. Aber das störte mich persönlich nicht sonderlich, denn das enorme Potential und der Ideenreichtum des Engländers war dennoch einwandfrei zu erkennen. Seine Stimme ist vorzüglich und seine Elektrofrickeleien klingen so organisch, daß man das Ganze trotzdem noch als Folk bezeichnen kann. Eine moderne Interpretation des Genres freilich. Future Folk kann man bei Last fm lesen und dieser Begriff trifft die Sache schon sehr gut. Anstatt am konventionellen Singer/Songwriter-schema festzuhalten, bei dem traurige Männer traurige Lieder auf einer Akustikgitarre zum Vortrage bringen, feilt Jones an einem Stil, der zwar in den letzten Jahren auch schon von einigen anderen Künstlern angewendet wurde, aber dennoch ganz klar die Handschrift seines Autors trägt. Vor allem aber: die Lieder von Denis sind einfach wunderschön! Sie stammten heute größtenteils von seinem letzte Output Clap Hands, in Ausnahmefällen aber auch von seinem Debüt Humdrum Virtue. Eine Setlist hatte der talentierte Musiker trotzdem nicht, denn ein Teil des Sets bestand aus freien Improvisationen. Dennoch wurde es über die gesamte Länge nie zu experimentell, weil Jones unkonventionellen Liedern, auch immer mal wieder Stücke hinterherschickte, die einen eher klassischen Folkaufbau hatten. Visuell wurden die Tracks von abstrakten Videos untermalt, die die hypnotische Wirkung des Songmaterials noch unterstrich.

Nach etwa 40 Minuten hatte Jones fertig und schlich von der kleinen Bühne. Ich (und diejenigen die zugehört haben) hatte(n) ein feines Konzert erlebt, das ich mir noch durch CD Käufe versüßte. Ich lehne mich sicherlich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, daß die Indiegemeinde von Denis Jones in den nächsten Jahren noch so einiges hören wird.